High School in Irland

Roman - Dublin

Mein Name ist Roman V. und ich verbringe meinen Auslandsaufenthalt in Irland.

Nach nun gut vier Monaten kann ich ein Zwischenfazit ziehen.

Auf die Idee, einen Auslandsaufenthalt zu machen, bin ich gekommen, weil mein Cousin schon mit den Carl Duisberg Centren ein Jahr in Kanada verbracht hat und mir sehr viel Schönes erzählt hat. Außerdem habe ich mich auf einer Messe informiert und bin dann auf Irland gestoßen. Nachdem ich mich für die Carl Duisberg Centren entschieden hatte, habe ich an einem Vorbereitungsseminar teilgenommen. Das hat mich zum einen gut auf die Kultur und die Angewohnheiten der Iren vorbereitet und andererseits, was fast noch wichtiger war, habe ich andere Schüler kennen gelernt, die auch nach Irland fahren wollten.

Dann ging es los. Ich bin mit Aer Lingus nach Dublin geflogen. Der Abschied von meiner Familie war zwar sehr schwer. Aber ich war so aufgeregt, dass ich nicht mehr viel gefühlt habe, sobald ich durch die Sicherheitsschleuse des Flughafens gelaufen war. Ich war total gespannt, wie meine Gastfamilie aussehen würde.

Als ich in Dublin in den Abholbereich kam, hat mich meine Betreuerin von Edex, der Carl Duisberg Partnerorganisation in Irland, direkt begrüßt und sich mit mir in den Wartebereich gesetzt. Sie hat mir erklärt, wie es jetzt in den nächsten Tagen weiter gehen würde. Ich hatte am nächsten Tag schon den ersten Schultag und deswegen das Journal bekommen. Das ist eine Art Hausaufgabenheft für alle Schüler meiner Schule, in das die Lehrer aber auch Kommentare schreiben können.

Dann kam auch schon mein Gastvater Robert. Er hat mich direkt mitgenommen und mich zu dem Haus meiner Gastfamilie gebracht. Meine ersten Eindrücke, als ich aus dem Flughafengebäude kam, waren der Linksverkehr, das Regenwetter. Außerdem fiel mir sofort auf, dass auf jedem einzelnen Straßenschild alles noch einmal auf Irish geschrieben stand. Das ist eine keltische Sprache, die in Teilen von Irland noch gesprochen wird. Mein Englisch war noch nicht so gut, deshalb konnte ich mich auf der Fahrt nicht sehr flüssig unterhalten, irgendwie kam ich aber doch gut zurecht. Robert hat viel erzählt und mir Dinge erklärt, deshalb musste ich auch nicht viel sagen. Er hat mir unter anderem erzählt, dass am Abend auch noch ein italienischer Gastschüler in die Familie kommen würde.

Als wir ankamen, wurde ich von der ganzen Familie in Empfang genommen. Die Gastmutter Siobhan war auch super nett und eine kleine Gastschwester hatte ich auch noch. Sie heißt Isabella, ist echt quirlig und hält alle auf Trab. An demselben Tag war auch das Gaelic Football All Ireland Halbfinale. Gaelic Football ist eine Mischung aus Rugby, Fußball und Handball. Man spielt mit einem Fußball und darf den Ball auch in die Hand nehmen. Außerdem wird getacklet wie im Rugby. Extra für das Spiel waren auch Oma und Opa und eine Tante da. Das Spiel war eine riesige Sensation für die Familie, und ich habe schon am ersten Tag mitbekommen, wie viel Wert man hier auf den Sport legt. Nach dem Spiel kam dann der italienische Schüler, und wir haben uns ganz gut verstanden. Am Abend bin ich wie tot ins Bett gefallen, weil ich so müde war. Das Ganze war so aufregend, dass es echt anstrengend war.

Am meinem zweiten Tag in Irland war schon mein erster Schultag und ich musste noch vor Schulbeginn meine Schuluniform abholen. Sie besteht aus einer grauen Hose, einem hellblauen Hemd und einem dunkelblauen Pullover. Außerdem gibt es eine blaue Krawatte. Es war echt ein bisschen ungewohnt in Uniform herum zu laufen, aber man gewöhnt sich ziemlich schnell daran, weil es auch jeder andere trägt. Als ich in der Schule ankam, hat der Schulleiter mich und den italienischen Schüler kurz in Empfang genommen und uns in die Aula der Schule gebracht, wo alle Schüler meiner Jahrgangsstufe, des „5th year“, saßen. Wir haben uns dazu gesetzt, der Schulleiter hat allen eine Ansprache für das neue Schuljahr gehalten und uns kurz vorgestellt. Danach wurden wir in die verschiedenen Klassen eingeteilt, und ich wurde getrennt von dem Italiener einer Klasse zugewiesen. Die Leute in der Klasse waren alle total nett und sind direkt auf mich zu gekommen und haben mich für nach der Schule eingeladen, mit ihnen Fußball zu spielen. Überhaupt waren alle in der Schule super nett zu mir und sind es auch immer noch. In den nächsten Tagen haben sich dann Freundschaften gebildet, vor allen Dingen weil man am Wochenende immer zusammen abends weg gegangen ist.

Ein paar Wochen später war die Sensation um die neuen Auslandsschüler etwas weniger und es hat sich so ein bisschen heraus kristallisiert, wer wirklich ein Freund war. Alle waren zwar immer noch nett, aber ich musste viel auf die Leute zu gehen, um weiter in Kontakt zu bleiben. Das hat aber auch gut geklappt.

Mit Heimweh hatte ich in den ersten Tagen überhaupt keine Probleme, was mich sehr überrascht hat. Aber als das Wochenende da war und ich nicht den Schulalltag hatte, mit der Routine, habe ich mich schnell alleine gefühlt und die ersten paar Wochenenden waren echt hart für mich. Ich habe mich auf die Montage und die Schule gefreut. Aber irgendwann habe ich mir jedes Wochenende etwas anderes vorgenommen, um mich abzulenken, und das hat sehr gut geklappt. Vor allen Dingen joggen hilft mir auch immer noch sehr, wenn ich mal Heimweh habe.

Ungefähr nach zwei Monaten habe ich mich das erste Mal so richtig wohl gefühlt in Irland. Das heißt nicht, dass die Zeit vorher schlecht war, aber ich hatte viele Aufs und Abs. Aber nach zwei Monaten war zum Beispiel das Heimweh komplett verschwunden. Es war genau der Zeitpunkt, an dem der Midterm-Break war. Das ist eine schulfreie Woche in der Mitte des ersten Term und fällt ungefähr in die Herbstferien in Deutschland. Ich habe in dieser Zeit eine Rundreise durch ganz Irland gemacht. Die Reise wurde von den Carl Duisberg Centren organisiert und ein paar von den Leuten, die ich auf dem Vorbereitungsseminar kennen gelernt hatte, sind auch mitgekommen. Ich muss sagen, ich habe mich die ganze Zeit auf diese Reise gefreut, weil ich nicht mehr als Dublin in zwei Monaten gesehen hatte. Dublin ist zwar sehr schön, aber ich wollte mehr sehen. Und das habe ich auf dieser Reise. Wir haben so viel Seen, Berge und vor allen Dingen das Meer gesehen. Ich hätte niemals gedacht, dass Irland so schön ist. Es war komplett grün, mit vielen Schafen, und zwischendurch immer wieder riesige Seen und Berge. Aber das schönste war die Westküste von Irland. Mit langen Stränden, Klippen und riesigen Wellen. An der Westküste sind auch die Cliffs of Moher, die zu den Naturweltwundern zählen. Es sind riesige Klippen, die sich über mehrere hundert Meter an der Küste entlang ziehen. Ich war auf jeden Fall sehr beeindruckt von Irland und seiner Landschaft. Außerdem hat es super viel Spaß gemacht, mit den anderen Schülern zusammen zu sein.

Nach der Reise hatte ich noch zwei Monate, bevor ich in den Weihnachtsferien nach Deutschland zurückgekommen bin. In diesen zwei Monaten habe ich mich am wohlsten gefühlt. Ich hatte einen festen Freundeskreis, und in der Schule war ich auch angekommen. Außerdem ging es nun mit der Sprache sehr gut. Am Anfang konnte ich zwar gut verstehen, aber wenn ich selbst reden wollte, fielen mir die Vokabeln nicht ein. Das ist nun so gut wie weg und ich kann zwar nicht ganz flüssig sprechen, aber es ist nahe daran.

Nun nach vier Monaten muss ich sagen: Ich bin heilfroh, dass ich diesen Auslandsaufenthalt angefangen habe. Ich habe super viele nette Leute kennen gelernt, ich bin jetzt schon viel besser in Englisch, ich bin selbstständiger geworden und ich hatte einfach nur eine wunderschöne Zeit. Ich habe jetzt noch drei Monate vor mir und ich werde sie genießen, das weiß ich.