High School in Kanada

Kristine & Christian - British Columbia, Kamloops

Easy going in Kamloops

Am Anfang der 8. Klasse teilte uns Felix mit, dass er gerne für einige Zeit ins Ausland gehen möchte. Die Idee fanden wir eigentlich gut, allerdings war für uns vollkommen unklar, ob er es ernst meinte oder er dies nur sagte, weil sein bester Freund für ein Jahr in die USA wollte.

Nachdem Felix mehrfach das Interesse an einem Auslandsaufenthalt äußerte, kam uns eine Informationsveranstaltung an Felix‘ Schule gerade recht. Dort waren einige Anbieter vertreten und mehrere Schüler berichteten voller Begeisterung von ihren Erfahrungen im Ausland.

Aus der Bandbreite der Möglichkeiten kristallisierte sich sehr schnell heraus, dass für Felix nur ein englischsprachiges Land in Frage kommt und wir in der Zeit, in der er weg ist, auch keinen Austauschschüler aufnehmen wollten.

Mit der Vorstellung, dass Felix für ein ganzes Jahr in die USA geht, besuchten wir drei eine Bildungsmesse. Die vielen Informationen und interessanten Gespräche führten zu dem Entschluss von Felix, für ½ Jahr nach Kanada zu gehen. Kanada bestach nicht nur durch die imposante Landschaft, sondern auch durch seine kulturelle Offenheit. Außerdem kam hinzu, dass wir in Kanada schon mit der Anmeldung die Stadt und auch schon die konkrete Schule festlegen konnten, was uns sehr sympathisch war.

Nun hatten wir die Qual der Wahl des Anbieters. Wir durchforsteten einen Haufen an Hochglanzbroschüren und wussten nachher noch immer nicht, wen wir in die engere Auswahl nehmen sollten. In einem Ratgeber zum Schüleraustausch fanden wir die Profile der unterschiedlichen Anbieter und hatten somit eine gute Orientierungshilfe. Um nicht eine Odyssee durch Deutschland zu machen, beschränkten wir uns auf zwei Anbieter und führten mit diesen Bewerbungsgespräche. Wir entschieden uns dann für die Carl Duisberg Centren, weil sie einen sehr seriösen und äußerst kompetenten Eindruck machten und aufgrund ihrer langjährigen Erfahrungen auf existierende Partner bzw. Strukturen vor Ort zurückgreifen können.

In dem Bewerbungsgespräch wurden viele Aspekte des High School Aufenthalts sehr anschaulich beleuchtet. Zum einen gaben konkrete Fallbeispiele und Situationen bei Gastfamilien und im Schulalltag Felix einen guten Einblick darin, was ihn während seines Aufenthalts erwarten könnte. Zum anderen gefiel uns Eltern, dass die Carl Duisberg Centren den Schwerpunkt auf den kulturellen Austausch legt und weniger die spannenden Abenteuer herausstellt.

Schon kurz nach dem Gespräch erhielten wir die Schulvorschläge und zusätzliche Informationen zu der jeweiligen Region. Schnell wurde Felix klar, dass seine Reise nach Kamloops gehen sollte, eine mittelgroße Stadt in British Columbia mit viel Natur drum herum.

Noch vor den Sommerferien schickten uns die Carl Duisberg Centren die Anmeldebestätigung. Damit hatten wir ein Jahr, bevor es für Felix losgehen sollte, den Anbieter festgelegt und die Schule ausgewählt.

Direkt nach den Ferien beantragten wir dann bei der hiesigen Schule den Auslandsaufenthalt und machten die Bewerbungsunterlagen für Kamloops fertig. Die von den Carl Duisberg Centren zugeschickten Anträge bzw. Formulare waren schnell mit Hilfe der mitgelieferten Tipps und Hinweise ausgefüllt. Das High School Team unterstützte uns bei allen Fragen stets freundlich und kompetent, so dass wir die Unterlagen schnell auf den Weg bringen konnten und bereits im September die Schulplatzbestätigung aus Kanada bekamen.

Für die Schulanmeldung sollte Felix bereits seine Kurswahl angeben. Von dem sehr umfangreichen Kursangebot der Schule musste Felix 4 Kurse auswählen und noch weitere Alternativen benennen. „English“ und ein etwas anspruchsvollerer Mathekurs in Stufe 11 „Pre-Calculus 11“ waren gesetzt. Außerdem entschied sich Felix für „Web Page Design 10“ und „Food & Nutrition 10“, schließlich wollte er in Kanada etwas ganz Neues kennenlernen. Uns gefiel seine Auswahl, weil bei diesen Fächern höchstwahrscheinlich Gruppenarbeit angesagt war und er schnell in Kontakt mit seinen Mitschülern kommen würde.

Im Februar ging es mit den nächsten Schritten weiter. Wir erhielten die Unterlagen für die Beantragung des kanadischen Visums, die zeitnah auf den Weg gebracht werden mussten. Außerdem erfuhren wir die genauen Flugdaten, so dass wir uns urlaubstechnisch darauf einstellen konnten.

Auch wenn wir sicher waren, dass unser gerade 15 Jahre alt gewordener Sohn die Anreise gut alleine meistern würde, war es für uns Eltern beruhigend, dass sich eine Gruppe von 10 Schülern auf den Weg nach Vancouver machte und 4 davon weiter mit nach Kamloops flogen. Ein Schüler hatte sogar die gleiche Schule ausgewählt. Insofern wäre Felix nicht alleine, was den Start in Kamloops bzw. der South Kamloops Secondary School sicherlich erleichtert.

Im Mai nahm Felix dann an einem zweitätigen Vorbereitungsseminar für USA/Kanada teil und hatte Gelegenheit, andere Austauschschüler kennenzulernen. Wir Eltern konnten am Nachmittag des zweiten Tages hinzukommen und erhielten viele nützliche Informationen und Unterlagen.

Die Austauschschüler, die schon eine Gastfamilie hatten, stellten sie kurz vor. Wir waren sehr erstaunt darüber, dass die gefühlte Hälfte der anwesenden Austauschschüler schon ihre Gastfamilien kannten, fanden aber gar nicht schlimm, dass dies bei Felix noch nicht der Fall war. Schließlich hatte man uns bereits im Bewerbungsgespräch darauf hingewiesen, dass viele Schüler erst in den letzten Wochen vor dem Abflug vermittelt werden.

Als wir aus dem Sommerurlaub nach Hause kamen, lag ein Brief von den Carl Duisberg Centren auf dem Küchentisch. Es war soweit, Felix hatte seine Gastfamilie - ein junges Paar um die 30. Sie haben zwar keine Kinder, dafür aber einen Hund und eine Katze. Beide sind sehr aktiv und zu ihren Interessen gehören viele Sportarten. Die Informationen zur Familie hörten sich richtig nett an und Felix war mit seiner Gastfamilie total zufrieden.

Bald darauf nahm Felix per E-Mail den ersten Kontakt zu Jil und Jon auf. Sie antworteten ihm gleich am nächsten Tag und es gingen dann noch ein paar E-Mails hin und her. Sehr zur Erleichterung von Felix war WLAN in dem Haus sichergestellt, in das sie gerade neu einzogen. ;-)

Zu unserer großen Freude schickte Jon kurz vor der Abreise Fotos. Diese zeigten die Gastfamilie bei diversen Freizeitaktivitäten und beide Gasteltern kamen äußerst sympathisch rüber.

Die letzten zwei Wochen vor der Abreise vergingen wie im Fluge. Neben dem Verabschieden von Freunden mussten noch Gastgeschenke und ein paar Klamotten besorgt werden. Dies beinhaltete in unserer Familie einiges an Konfliktpotenzial, da jugendliche Spontanität auf mütterliche Fürsorge prallte. Nichtsdestotrotz waren das Handgepäck mit den erforderlichen Dokumenten und der Koffer mit allen notwendigen Sachen rechtzeitig gepackt.

Da Felix von alleine höchstwahrscheinlich nie oder nur äußerst selten auf die Idee gekommen wäre, sich bei uns zu melden, verabredeten wir, dass er uns eine WhatsApp-Nachricht schickt, wenn er in Kamloops angekommen ist. Ferner wollten wir etwa alle zwei Wochen mit ihm skypen, um zu erfahren, wie es ihm in der Ferne ergeht.

Sehr früh an einem Mittwochmorgen ging es los. Wir gaben unserem Sohn noch die letzten gutgemeinten elterlichen Ratschläge auf den Weg und er fuhr mit dem Zug zum Flughafen nach Frankfurt, wo er die anderen Austauschschüler treffen würde. 22 Stunden später bekamen wir von Felix die verabredete WhatsApp-Nachricht. „Bin super angekommen. Jon ist meganett und alles super“.

Am Anfang verbrachte unser Sohn seine Freizeit vorrangig mit seinen jungen Gasteltern. Felix unterstützte Jil und Jon bei den Renovierungsarbeiten im neuen Haus wie z.B. beim Verlegen von Parkett oder beim Aufbau der neuen Küche. Der Spaßfaktor kam aber auch nicht zu kurz. Die Gastfamilie hat einen Swimmingpool, was natürlich cool war.

Zur neuen Familienkonstellation erhielten wir von Jil und Jon ein äußerst positives Feedback. “Felix is doing a great job adapting into our little familiy. … We are thoroughly enjoying him here with us.” Dies alles machte uns ein gutes Gefühl, es schien also alles problemlos zu sein.

Bevor der normale Schulbetrieb losging, stand eine Führung durch die South Kamloops Secondary School an und Felix konnte seinen Stundenplan abholen. Anstelle des gewählten Kurses „Web Design“ war er in „Physical Education“ gelandet. Uns wäre ganz lieb gewesen wäre, wenn unser Sohn sich um einen Kurswechsel bemüht hätte. Felix war aber mit den Kursen so zufrieden, dass er es dabei beließ.

Auch wenn der Schulalltag ganz anders als in Deutschland ist, hat sich Felix sehr schnell eingelebt. An der South Kamloops Secondary School waren nur wenige International Students. Insofern war es auch nicht schwer, Kontakt zu kanadischen Mitschülern zu knüpfen.

Wir erhielten regelmäßig Student Reports mit teilweise sehr detaillierten Aufschlüsselungen. Diesen Berichten konnten wir entnehmen, dass Felix im Unterricht gut mitkam, selbst im Englischunterricht lag er über dem Klassendurchschnitt. “Felix was a conscientious student and a pleasure to teach.” - “Great having Felix, he had a good semester.”

In den ersten Wochen unternahm Felix an den Wochenenden viel mit seiner Gastfamilie. Sie gingen zusammen einkaufen und machten kleinere Ausflüge in die nähere Umgebung von Kamloops. Ein Highlight war ein Wochenende in Vancouver, bei dem sie sich ein Football- und ein Eishockey-Match angesehen haben. Zu Thanksgiving besuchten sie Jon's Familie in Kelowna und Vernon. Selbstverständlich gab es den traditionellen Truthahn. Jil schickte uns Fotos von diesen Ausflügen, über die wir uns sehr gefreut haben.

Im Rahmen des Austauschprogramms wurde den International Students eine Reihe von Aktivitäten geboten. Felix fand den Trip zur Lachswanderung spektakulär. Bei der "Fahrt nach Vancouver" hat ihm das "Aquarium" und "Fly over Canada" besonders gefallen. Außerdem war "Skiing in Sun Peaks" ein außergewöhnliches Erlebnis. An den anderen Aktivitäten nahm er sporadisch nach Lust und Laune teil.

Mittlerweile wurde es ihm wichtiger, seine Freizeit mit seinen kanadischen Freunden zu verbringen. Regelmäßig ging er mit ihnen zum Work-out ins TCC Kamploops. Außerdem trafen sie sich in der Stadt oder bei irgendeinem zu Hause.

Felix schien in Kanada rundum glücklich zu sein. Das einzige, was er vermisste, war Schokolade. Also schickten wir zu Nikolaus und Weihnachten Päckchen für die ganze Familie. Überraschenderweise erhielten wir zu Weihnachten ein Päckchen von Jil und Jon mit kanadischen Spezialitäten.

Während Felix Auslandsaufenthalts gingen wir weder auf Weltreise noch machten wir einen Traumurlaub in der Karibik. Unser Leben lief eigentlich ganz normal weiter, auch wenn wir uns ein paar verlängerte Wochenendtrips gönnten.

Die Zeit bis zu Felix Rückkehr verging wie im Fluge. Dann hieß es für Felix auch schon Abschied nehmen von Kanada – gemeinsames Dinner mit der Gastfamilie, Verabschieden von Lehrern, Mitschülern und Freunden.

Selbstverständlich ließen wir es uns nicht nehmen, Felix vom Flughafen in Frankfurt abzuholen, um ihn in unsere Arme zu schließen. Unser kleiner Welcome-Luftballon ging vollkommen im Wald der Willkommenstransparente für die vielen Austauschschüler unter.

Felix brachte nicht nur viele neue Klamotten aus Kamloops mit, sondern auch jede Menge eindrucksvolle Erfahrungen. Inzwischen hat sich Felix wieder gut eingelebt. Der Kontakt zu Jil und Jon sowie seinen kanadischen Freunden besteht weiterhin, sie schicken zahlreiche Messages hin und her. Eventuell besuchen sie ihn ja auch einmal in Deutschland.

Felix' High School Semester in Kamloops war für ihn und für uns eine durchweg positive Erfahrung. Es ist ja schließlich nicht selbstverständlich, dass alles so gut und reibungslos klappt. Wir sind uns sicher, dass dies nicht sein letzter Auslandsaufenthalt gewesen ist.

Kristine F. & Christian W.