High School in Australien

Sophia - Queensland (Regional Program), Townsville, Kirwan SHS

Sophia hat mit ihrem Bericht über ihren Schüleraustausch in Queensland den 3. Platz beim Essaywettbewerb 2011/2012 gemacht.

Ich bin wieder zu Hause. Das, was ich vor einem Jahr zurückgelassen habe um meinen Traum, nach Australien zu gehen, zu verwirklichen, ist jetzt wieder zum normalen Alltag geworden. Und das, was ich vor einem Monat noch als normalen Alltag bezeichnet habe, kommt jetzt nur noch in meinen Gedanken vor.

Der Satz mit dem ich meinen Essay begonnen habe hat mich nachdenklich gemacht. Bin ich wirklich wieder zuhause angekommen? Denn den Ort, den ich das letzte Jahr mein Zuhause nannte, habe ich verlassen.

Nun zu meinem Austausch. Im Juni 2011 ging es los und meine Gefühle waren geteilt, trotzdem überwog die Vorfreude. Ich bin zwar mit ein paar Tränen, aber glücklich und aufgeregt ins Flugzeug gestiegen. Der Flug war langwierig und ich konnte es kaum erwarten, endlich mein lang ersehntes Ziel zu erreichen. Ich wurde herzlich von meiner Gastfamilie empfangen. Obwohl ich noch sehr schüchtern war, habe ich versucht ein Gespräch aufzubauen.

Dann war es so weit! Mein erster Schultag stand an. Ich war sehr aufgeregt, als ich meine Schuluniform angezogen habe. Es stellte sich aber sofort heraus, dass diese Aufregung umsonst war. Wir waren insgesamt 23 Austauschschüler doch viele von ihnen blieben nur 3 oder 5 Monate. Von Anfang an habe ich gemerkt, wie aufgeschlossen Australier sind.

Meine Schule ist die größte in Queensland. Kein Wunder also, dass ich mit einem Plan die Klassenräume suchen musste. An jeder Ecke wurde mir Hilfe angeboten und eines der Mädchen, mit der ich auch jetzt noch befreundet bin, fragte mich gleich, ob ich mit ihr sitzen möchte.

Leider hat es mit meiner ersten Gastfamilie nicht gepasst, dafür aber umso besser mit meiner zweiten. Nachdem ich mich in meiner zweiten Gastfamilie eingelebt hatte, lief alles perfekt. Ich nahm an Schulcamps teil, lernte ständig neue Leute kennen und trat sogar zwei Fußballclubs bei.

Als meine Weihnachtsferien anfingen hatte ich schon viele Erfahrungen gesammelt. Ich war im Great Barrier Reef tauchen, bin nach Melbourne geflogen, hatte mein Englisch enorm verbessert, habe einen Bumerang gebaut, Kängurus gestreichelt, viele Tore geschossen und gute Freundschaften geschlossen. Allerdings hatte ich mich vorläufig nur für 5 Monate entschieden, deshalb stand die Entscheidung an, ob ich verlängern sollte. Ich entschied mich, mein Abflugdatum auf weitere 6 Monate zu verschieben und war sehr glücklich, dass ich noch länger bleiben konnte.

Schneller vergingen die 2 Monate langen Sommerferien. Auch wenn mir Weihnachten in Deutschland besser gefällt, war das "Aussie Christmas" eine gute Erfahrung. Gleich danach kam Silvester, was ich bei meiner Freundin ohne Feuerwerk verbrachte. Auch wenn ich die Ferien sehr genossen habe, so war es doch gut zurück zur Schule zu gehen.

Erst am 1.Juli wurde mir klar, dass mein Rückflug nur noch 25 Tage entfernt war. Am letzten Abend dachte ich noch mal über alles, was ich erlebt hatte, nach. Vor allem an einen ganz bestimmten Tag. An Australia Day. Australia Day ist ein Nationalfeiertag in Australien und die meisten Familien feiern diesen Tag indem sie ein BBQ zusammen machen. Ich verbrachte diesen Tag bei einer Freundin und sie schlug vor, eine Liste zu machen mit Sachen, die ich noch machen muss, bis ich eine echte Australierin bin. Die Liste hatte zehn Aufgaben, die wir an diesem Tag erfüllen mussten. Wir hatten einen einzigartigen Tag und erfüllten Sachen wie: "Geh fischen, iss ganz viel Vegemite, füttere ein Känguru, bereite Lamingtons zu, mach ein BBQ für die ganze Familie und campe im Garten". Wir erfüllten jeden Punkt ohne Probleme und als wir abends in unserem Zelt lagen, guckte meine Freundin mich an, lächelte und sagte: "You're my real Australian friend now!"

Am Abreisetag machte ich mich um 7 Uhr morgens mit meiner Gastfamilie auf den Weg zum Flughafen. Ich gab mein Gepäck auf, das genau 7 Kilo zu schwer war. Doch die Australier bewiesen mir zum letzten Mal, was sie für wundervolle Menschen sind, und ich kam ohne weitere Kosten davon.

Zehn meiner Freunde standen verschlafen und unangekündigt an meinem Gate. Dieser Moment war echt komisch. In weniger als einer Stunde würden wir uns für eine lange Zeit nicht mehr sehen. Verabschiedungen sind immer schwer und so war es auch diesmal. Ich hatte so viel gelernt, nicht nur über das Land, die Sprache, die Kultur und die Australier, sondern auch über mich. Außerdem habe ich gelernt, dass man manchmal alles, was man schon hat, für eine Zeit zurücklassen muss, um einem Traum zu folgen, und dass dieser Traum auch sein Ende findet. Mit diesem Gedanken beschäftigt stieg ich ins Flugzeug.

31. August 2012, Sophia