High School in Australien

Celine - Queensland, Cairns, Trinity Bay State High School

Welcome to down under

Nie werde ich den Tag vergessen, als ich erfuhr, wer meine Gastfamilie werden würde. Ich war so erleichtert und konnte es nicht abwarten, bis es endlich los geht.

Ich lebte für ein halbes Jahr bei meiner Gastmutter Emma Cooke (44), ihrem kleinen Sohn Ned (4) und meiner italienischen Gastschwester Valentina (17) ( welche nach 3 Monaten einzog), in Cairns, einer Stadt im Nord-Osten von Australien. Bei meiner Familie fühlte ich mich von Anfang an wie zuhause. Und trotz anfänglichem Heimweh wurden sie und die zwei Hunde Rhia und Seth meine 2. Familie.

Eine ganz andere Kultur

Es dauerte nur ein paar Tage, bis ich die so komplett andere Kultur Australiens lieben lernte. Damit meine ich nicht nur, dass man immer mal wieder einem Känguru an der Bushaltestelle oder auf der Wiese hinter dem Haus begegnet, oder dass man jeden Tag am Strand oder an der Lagoon ist, sondern auch die Mentalität der Australier. Es ist völlig normal, dass der Busfahrer auch mal einen Stopp extra macht, da du vergessen hast, auszusteigen, oder dass du nach dem ersten Gespräch schon „best Friends“ mit jedem bist.

Die Leute sind viel entspannter, das erkennt man schon an dem Lieblingssatz der Australier. Egal, ob es um die Riesenspinne in deinem Zimmer, den Teller, den du gerade kaputt gemacht hast oder um den verpassten Termin geht: „No worries, mate“ charakterisiert das Leben und die Mentalität in Australien perfekt.

First day of school

Diese lockere und positive Lebensart begegnete mir auch an meinem ersten Schultag auf der Trinity Bay State High School. Obwohl ich sehr aufgeregt war und ein eher mulmiges Gefühl hatte, wurde ich sehr herzlich von allen Schülern empfangen. Jeder war neugierig und wollte wissen, wer ich bin und woher ich komme.

Trotz alldem war es komplett anders als in Deutschland. Die Schule war riesig, und auch nachdem die anderen Internationals uns herumgeführt hatten, hatte ich keine Ahnung wo meine Klassenräume waren. Ich fand diese in den ersten Wochen nur, indem ich herumfragte, was durch die Hilfsbereitschaft meiner Mitschüler/innen jedoch kein Problem war.

Anfangs war es ein wenig komisch, immer Englisch zu reden und ich traute mich nicht gleich mit den Australiern zu sprechen, doch schon nach ein paar Tagen wurde es normal und ich traute mich mehr. Ich fing an, auf alle zuzugehen und mich mit ihnen zu unterhalten, was es viel leichter machte, neue Freunde zu finden.

Auch das Lehrer-Schüler-Verhältnis und die Fächer waren ungewohnt. Die Lehrer sind viel aufgeschlossener, was mir am Anfang schon fast ein wenig merkwürdig vorkam, da ich es von Deutschland nicht gewohnt bin. Es ist ein viel freundschaftlicheres Verhältnis, nicht nur gegenüber uns Austauschschülern, sondern auch gegenüber allen anderen. Sie versuchten, individuell auf jeden Schüler einzugehen und erzählten auch mal was aus ihrem Privatleben, was den Unterricht auflockerte. Vor allem in Fächern wie Sport, Dance oder Outdoor education kam dieses Verhältnis zum Vorschein. Es gestaltete eine ganz andere Atmosphäre und für mich machte es den Schulstart viel angenehmer.

Kein Tag ohne ein Abenteuer

Nach der Schule ging ich mit meinen Freunden oder meiner Gastschwester oft an die Lagoon oder in die Stadt, um ein Eis zu essen. Da man aber erst um 3pm Schule aushatte, unternahmen wir das meiste am Wochenende.

Es verging keine Woche, in welcher wir nichts geplant hatten, und somit hatte ich nie Langeweile.

Ich und meine italienische Schwester unternahmen sehr oft etwas mit unserer Gastmutter, da diese Tourguide war und uns oft Plätze im Bus freihielt. Sie ermöglichte uns, dass wir vom Regenwald über den Traumstrand auf der Insel im Great Barrier Reef bis hin zur Wasserfalltour auf den Tablelands alles besuchen konnten. Ich sah Tiere und Orte, von denen ich nie gedacht hatte, dass ich sie sehen werde. Und mich beeindruckte die wunderschöne Natur Australiens immer wieder aufs Neue.

In den Schulferien plante ich, mich mit einer Freundin, welche ich beim Vorbereitungsseminar in Köln kennengelernt habe, zu treffen. Sie verbrachte ein dreiviertel Jahr in Sydney. Wir beide besuchten uns gegenseitig in unseren Gastfamilien, was uns ermöglichte, auch einen anderen Teil Australiens kennenzulernen. Ich zeigte ihr den Regenwald und das Great Barrier Reef, und in Sydney besuchte ich das Opera House und lernte zu surfen. Am Ende der Ferien hatte ich tausend neue Eindrücke und eine sehr gute Freundin gewonnen.

In the big coral sea

Das wohl beste Abenteuer war der Tauchtrip, welcher den Austauschschülern meiner Schule ermöglichte, einen Tauchschein im Great Barrier Reef zu machen.Nach dem zweitägigen Pooltraining ging es für uns aufs Overnight Boot mitten im Pazifischen Ozean.

Es war zugleich der schönste und aufregendste Moment, als ich das erste Mal mit voller Tauchausrüstung untertauchte und an der Tauchleine über 15m in die tiefe Tauchte. Unten angekommen war ich überwältigt. Der Spruch: „The Great Barrier Reef is not called great for nothing!“ stimmt zu 100%. Es ist unbeschreiblich schön, zwischen Fischen und dem riesigen Korallenriff zu tauchen. Man muss es mit eigenen Augen gesehen haben, um zu verstehen, wie ich mich in diesem Augenblick fühlte.

Das Tauchen wurde zu einer meiner Leidenschaften, und ich ging noch an zwei anderen Wochenenden zum Tauchen, wobei ich auch die Möglichkeit hatte, beim Night dive zwischen Haien zu schwimmen.

„Don’t be sad because you leave, be happy because you’ve been here”(Emma)

Nach fast 6 Monaten hieß es dann Abschied nehmen. Die Zeit ging viel zu schnell vorbei, und in den letzten Wochen hieß es dann Geschenke für die Familie und Freunde in Deutschland kaufen, noch so viele Dinge wie möglich zu unternehmen und sich mit möglichst allen Freunden ein letztes Mal treffen.

Ich konnte es erst fassen, als ich mit meinem viel schwereren Koffer, voller Erinnerungen und Erfahrungen am Flughafen stand, um mich mit Tränen in den Augen von meiner Familie und meiner italienischen Schwester verabschiedete. Sie wurden zu meiner zweiten Familie und Australien zu meinem zweiten Zuhause.

Als ich in den Flieger einstieg, war mir klar, es wird nicht mein letzter Besuch in Australien sein, denn das Land, die Leute und die Mentalität sind mir so sehr ans Herz gewachsen.

Für mich war dieses halbe Jahr die beste Zeit meines Lebens, in welcher ich nicht nur tolle Erfahrungen gesammelt und neue Freunde kennengelernt habe, es hat mir auch unheimlich viel für mein Leben gebracht, indem ich unter anderem ein Stück selbstständiger und erwachsener geworden bin. Auch mein Englisch hat sich sehr stark verbessert und es fühlt sich keineswegs mehr wie eine andere Sprache an.

Man muss diese Erfahrung gemacht haben, um es richtig verstehen zu können.