High School in Irland

Stella - Kilkenny, Kilkenny City Vocational School

Hallo, hier ist Stella,
hier ist mein Bericht über meinen Irland-Aufenthalt.
Ich hatte einige große Aufs und Abs in Irland. Genau wie wir im Vorhinein im Gespräch gelernt haben, gab es verschiedene Phasen. Zum Beispiel war ganz am Anfang alles neu und ungewohnt, aufregend, toll aber auch einsam. Dann, als die Schule und damit eine weitere Stufe an Aufregung und Neuem dazu kam, hat sich erstmal wieder alles auf den Kopf gestellt. Glücklicherweise habe ich sehr schnell sehr viele und liebe Leute kennengelernt und wurde sehr freundlich von den Lehrern eingewiesen. Dann habe ich Freunde gefunden und mich mit der Situation zurechtgefunden, ich habe angefangen, nachmittags oder am Wochenende rauszugehen. Ich habe wundervolle Sachen erlebt und war einfach glücklich.

Nach einigen Wochen habe ich ziemliches Heimweh bekommen, nach meiner Familie, nach all den Leuten, die mich so gut kennen und die mir Geborgenheit geben. Ich habe mich einfach fremd und einsam gefühlt. Das ging zum Glück nach einigen Tagen vorbei, ich habe in der Zeit aber erlebt, dass man aus jeder Situation, auch wenn sie sich negativ anfühlt, etwas lernen kann. Genau das Gleiche gilt für Menschen. Mit manchen kommt man gut klar, mit anderen nicht, dann macht man einen Bogen um sie oder, wenn das nicht geht, versucht man einfach bestmöglich mit der Situation und Person umzugehen. Am meisten hilft bei Heimweh mit den neu gefundenen Freunden zu reden, möglichst viel mit ihnen zu machen, weil man dabei einfach merkt, wie toll es hier ist und wie besonders diese Zeit hier ist. Aber auch den Freunden von Zuhause oder der Familie davon zu erzählen, die mir versichert haben, dass sie mich lieben, dass ich meine Zeit hier genießen soll, dass sie sich auf mich freuen, hinter mir stehen, und dass wir, wenn ich wieder zuhause bin, alles rocken werden. Was mir zu der Zeit klargeworden ist, ist sehr simpel. Genieße jeden Augenblick in deinem Leben, er kommt nicht zurück. Die Menschen zuhause sind alle noch da, man wird sie bald wiedersehen, aber diese Zeit, jetzt gerade, kommt nie wieder zurück. Außerdem hilft es sehr, die Wahrheit zu sagen und mit Menschen darüber zu reden, wie es einem geht, in sich reinfressen bringt nichts.

Zurück zum Positiven. Momentan habe ich das Gefühl, mich ziemlich gut eingelebt zu haben und genieße einfach nur noch die Zeit hier. Ich versuche noch so viel Irland und Auf-sich-selbst-gestellt-sein-Feeling einzusammeln, wie es geht, und die Zeit einfach zu nutzen. Ich setze Sachen um, die ich mir vorgenommen habe und nehme das Gefühl mit, hier 100% angekommen zu sein. Aber ich mache auch schon sehr viele Pläne für meine Heimatstadt. Ich bin mir mega vielen Dingen bewusstgeworden, vor allem an mir selbst, aber auch an Leuten von zuhause und im Allgemeinen bin ich einfach zufriedener, weil ich mich und alles um mich herum besser verstehe. Ich habe mich selbst nochmal ganz anders kennengelernt. Jetzt versuche ich, das, was ich gelernt habe, zu nutzen, und es wieder mit nach Hause zu nehmen.
Hier noch ein paar Fakten zu meiner Gastfamilie, der Schule etc. Meine Gastmutter ist sehr fürsorglich, man kann sehr gut mit ihr über alles Mögliche reden. Zum Beispiel hat sie von sich aus das Thema Religion angesprochen. Ich bin bei sowas natürlich immer extrem vorsichtig, aber meine Gastmutter sagt geradeheraus, was sie denkt, wenn sie etwas stört, sagt sie es, und genau so, wenn sie etwas freut. M., meine Gastmutter, ist aber leider auch ein bisschen ängstlich, was mich und meine Gastschwester angeht. Wir müssen immer um allerspätestens 9 Uhr zuhause sein, was auch schon eine Ausnahme ist, normalerweise müssen wir um halb 6 zuhause sein. Da bleibt leider nicht viel Zeit für Hobbies oder sonstiges, aber auch damit habe ich mich arrangiert. Man kann zum Beispiel super zuhause die Treppen rauf und runter rennen, anstatt joggen zu gehen, und es hilft, Sachen einfach sehr gut abzusprechen, damit sich niemand Sorgen machen muss oder etwas Anderes erwartet hat.

Ich verstehe mich mittlerweile ziemlich gut mit meiner Gastschwester C.. Sie ist Spanierin und sehr lieb und geplant, das komplette Gegenteil zu mir, was das angeht. Ich hoffe, etwas von ihrer Art ist auf mich abgefärbt hihi. Durch sie ist mein Spanisch ein bisschen besser geworden und ich konnte ihr bei ihrem Englisch helfen. Wir gehen jeden Morgen gemeinsam zur Schule und wir haben uns sehr viel über unsere Leben zuhause ausgetauscht, uns gegenseitig die spanische und deutsche Kultur nähergebracht und wir haben beim Abendessen oft einfach super viel Spaß zusammen. Sie hat mich sogar für die Sommerferien zu sich nach Hause in Spanien eingeladen. Sie wird noch anderthalb Monate länger hierbleiben und mir immer wieder Updates geben, wie sie klarkommt und was hier so alles passiert.
Ich habe einige Freunde aus verschiedensten Ländern gefunden, einige Italienerinnen, Spanierinnen, ein paar Deutsche, aber auch Schweizer, Österreicher, zwei Französinnen und eine Japanerin. In meiner Schule gibt es nur sehr wenige Iren, die meisten Schüler sind Austauschschüler aus der ganzen Welt. Das ist natürlich gleichzeitig gut und schlecht. Mit den Deutschen ist es manchmal schwierig, englisch zu reden, und man hat wenig engen Kontakt zu Iren, lernt also alles nur aus Sicht von den Gasteltern kennen. Man hört wenig die „einheimische Mundart“, wenn man das so sagen kann. Ich glaube, wenn ich zurückkomme, habe ich einen spanisch-englischen Akzent statt einem irischen. Die gute Seite ist, dass man extrem schnell Kontakt zu allen hat. Alle sind in der gleichen Situation, man fühlt sich also nicht wie ein bunter Elefant, sondern kann sich mit allen über den Austausch austauschen. Man hat immer ein Gesprächsthema, sei es das Heimatland, die andere Sprache oder wie man mit dem Englisch zurechtkommt. Außerdem lernt man sehr viele Kulturen kennen, bemerkt Unterschiede, die einem sonst niemals auffallen würden, aber auch, wie ähnlich sich eigentlich alle Menschen sind. Ich hatte schon nach ein paar Tagen das Gefühl, Teil einer Gemeinschaft zu sein, weil es für uns alle neu war und wir uns alle gegenseitig geholfen haben.

Um langsam mal zum Schluss zu kommen: Ich glaube, dass mein Aufenthalt hier genau das Richtige für mich war. Ich habe sehr viel gelernt (nicht im schulischen Sinne) und hatte so eine riesengroße Gelegenheit, Erfahrungen zu sammeln und mich selbst auszuprobieren. Die Zeit hatte Aufs und Abs und das wird wahrscheinlich bis zum Ende so sein, aber alles in allem war es eine sehr positive Erfahrung, die ich jedem empfehlen würde. Vor allem, wenn man auf der Suche nach sich selbst ist (so wie fast jeder Teenager).

Liebe Grüße, Stella