High School in Irland

Christine - Athlone

"Irland - mein Traum" - Christine Z. verbrachte ein Schuljahr in Athlone, Irland

Irgendetwas hat mich an diesem Land fasziniert. Die Musik, der " Irish Dance", die Sagen, Feen, Leprechauns...

Mit 14 hatte ich die Möglichkeit für 2 Wochen in den Osterferien eine Sprachschule in Irland zu Besuchen. Dies wurde von der Stadt Frankfurt organisiert. In den 2 Wochen lernte ich das Land lieben. Wir waren in Dun Laoghaire, ein Vorort von Dublin.

Die ersten Worte an meine Eltern nach meiner Rückkehr waren "Ich will zurück! Ich gehe da wieder hin und zwar länger als 2 Wochen, ich will das Land und die Leute besser kennen lernen!" Meine Eltern hielten meine Euphorie zuerst für eine zeitweilige Phase. Aber nachdem ich auch ein Jahr später nicht aufhörte, über Irland zu reden und immer wieder betonte, dass ich ihnen alles zeigen möchte, was ich damals gesehen hatte, merkten sie das die Euphorie wohl doch nicht so zeitweilig war wie angenommen. Es war mein Ernst!

Im Herbst gab es an meiner damaligen Schule einen Informationsabend über Schüleraustausche und „One Year Abroad - mehr als nur Sprache lernen". Die beiden Ehemaligen, die uns ihre Erfahrungsberichte schilderten, waren zwar in Amerika, aber die Idee, ein Jahr nach Irland, oder überhaupt ins Ausland zu können, fesselte mich.

Für das Carl Duisberg Centren-Gespräch kam ein Herr zu uns nach Haus. Er war sehr gut ausgerüstet mit Fragebögen und nützlichen Informationen. Er befrage mich über diverse Dinge, um zu schauen, ob ich geeignet bin, um ein Jahr in Irland zu leben. Es waren Fragen, wie zum Beispiel, was ich machen würde bei Heimweh, ob ich schon mal allein im Urlaub war oder was meine Vorstellungen über eine Gastfamilie sind und worauf ich mich am meisten freue. Danach unterhielten wir uns auf Englisch, somit überprüfte er wie gut mein Englisch ist. Nachdem er mit meinem Vater auch die Verträge besprochen hatte, plauderten wir ein bisschen. So berichtete er uns von seinem Sohn, der ein Jahr in Australien war und erzählte von den Dingen, die die Eltern durchmachen müssen, wenn das Kind so weit weg ist. Er, der Vater, war einfach stolz auf seinen Sohn, dass er alles allein regelte. Die Mutter hingegen freute sich über jeden Anruf und war manchmal besorgt, ob denn auch alles klappt.

Nach diesem Gespräch hatten sich meine Eltern und ich ganz klar für die Carl Duisberg Centren entschieden, da auch die Leistungen bei den Carl Duisberg Centren ansprechend waren und insbesondere die Schuluniform und Schulbücher enthalten sind.

Dann kam endlich das Vorbereitungstreffen in Köln. Wir waren eine riesige Gruppe, ca. 40 Jugendliche. Den genauen Tageplan weiß ich nicht mehr. Gegen 9 haben wir angefangen. Über den Vormittag und Nachmittag haben wir alle wichtigen Themen gemeinsam besprochen. Vom der Gastfamilie, der Schule, die Schuluniform, dem angemessenen Verhalten in Irland, die wichtigsten Fettnäpfchen, die irische Kultur bis hin zur „Verlaufskurve“.

Jeder Austauschschüler macht dasselbe mit in Sachen Heimweh. Das ist eine wissenschaftlich belegte Feststellung. So ist man am Anfang euphorisch und wird danach häufig vom Kulturschock überrollt. Auch wenn Irland zu Europa gehört, hat es denn noch eine andere Kultur und ein anderes Miteinander. Da kommt schon eher der Wunsch hoch, wieder zurück fliegen zu wollen. Wenn man sich an die neue Umgebung gewöhnt hat, kommt das Heimweh eher selten an einen heran. Um die Weihnachtszeit, wenn die Familien sich auf das Fest vorbereiten und man die vorweihnachtliche Stimmung spürt, freut man sich schon auf den Heimflug über Weihnachten, auf die Familie und die Freunde. Je nachdem, was für ein Typ man ist, ist die Zeit nach den Weihnachtsferien fast noch schöner, da man in der irischen Gastfamilie ein zweites Zuhause gefunden hat, oder man seht sich dann noch mehr nach Deutschland zurück. Wobei sich das Zurücksehnen auch schnell wieder gibt, sobald man die neuen Freunde an der irischen Schule am ersten Schultag wieder sieht. Die Zeit bis zum Ende ist mit die schönste Zeit, da man sich komplett eingelebt hat und sich als ein Teil von der neuen Familie und des neuen Freundeskreises fühlt. Der Abschied hingegen kann auch wieder sehr schwer werden…

Gegen 18 Uhr kamen die Eltern hinzu, für die organisatorischen Dinge und Fragen. Wir hatten auch einen der irischen Betreuer zu Gast – Neill. Er erzählte über die Aufgaben der Partnerorganisation. Wie zum Beispiel der Transport vom Flughafen zur Familie oder dem Besuch jede Woche in der Schule. Ganz kurz wurden noch mal Dinge vom Vormittag für die Eltern wiederholt und es wurde besprochen wie viel Taschengeld im Monat sinnvoll ist und wie das Geld am besten zu den Kindern kommt. Der Verhaltenskodex wurde bekannt gegeben. Alkohol oder Drogen Missbrauch oder Verstöße gegen das in Irland geltende Gesetz führt zum Teilnahmeausschluss und einer Rückkehr nach Deutschland.

Mit diesem Wissen aus dem Vorbereitungstreffen fühlte ich mich gewappnet für mein Jahr alleine in Irland. Vom Treffen, Anfang Juni, bis zum Flug, Ende August hatte ich fast noch 3 Monate zur Verfügung um mich damit zu beschäftigen was ich mitnehmen soll. Zuerst wurde eine Packliste erstellt mit den zu packenden Dingen. Diese Liste wurde oft verändert oder Sachen hinzugefügt. Ich nahm mit:

  • 15 T-Shirts
  • 4 Jeans
  • 3 Pullover
  • 2 Schlafanzüge
  • ein Haufen Unterwäsche/Socken
  • 2 Paar Schuhe (Wanderschuhe und Sportschuhe, Schulschuhe kaufte ich mit dort)
  • Natürlich auch eine Regenjacke und Regenschirm, aber auch Sonnencreme
  • Adapter und eine Verteilersteckdose (wer weiß wie viele Steckdosen das Zimmer hat)
  • „Waschtaschen-Starter-Set“ (also von allen Produkten eine kleinere Packung, auch wenn Irland ein bisschen teurer ist, aber man sollte auf die Kilos vom Gepäck achten)
  • ganz viel Krims Krams, zum Beispiel Geschenke von Freunden, Fotos, ein Tagebuch, Lieblingsstifte und karierte Blöcke

Das klingt nicht viel. War es aber! Vor allem die ganzen Kleinigkeiten machten den Koffer schnell voll. Zum gepressteren packen legten wir uns so genannte „Packtaschen“ zu. Das machte vor allem das Umpacken leichter, da wir nur die voll gestopfte Packtasche aus dem Koffer nehmen mussten, anstatt jeglicher Einzelstücke. Im Laufe des Jahres merkte ich, dass ein Pulli oder vielleicht zwei vollkommen reichen und das man dort schön shoppen kann, also waren die ganzen T-Shirts auch zuviel. Vor allem ist man den ganzen Tag lang in Schuluniform. Zivil trägt man eigentlich nur am Wochenende oder an manchen Nachmittagen.

Einen Monat vor Abflug bekam ich meine Gastfamilie. Am selben Abend rief ich mit Herzklopfen an. Eine Freundin war zu Besuch und drücke mir die Daumen, dass sie nett klingen. Das tat meine Gastmutter auch. Sie erzählte mir von ihren 9 Kindern und 13 Enkelkindern. Sie war richtig süß.

Endlich waren wir am Flughafen angekommen. Meine Eltern waren aufgeregter als ich, aber sie waren gefasst. Vor der Handgepäckskontrolle verabschiedeten wir uns herzlich aber nicht tränenreich, schließlich würden wir uns zu Weihnachten wieder sehen. Zum Glück kam ich gut durch die Kontrolle. Eine Freundin von mir hatte ein kleines Problem in ihrem Handgepäck - ihre Nagelschere. Weil sie diese nicht wegschmeißen wollte, musste sie mit einem Sicherheitsbeamten zurück zu ihren Eltern am Eingang gehen, um die Schere abzugeben. Die Eltern staunten nicht schlecht, als ihre Tochter mit Polizeieskorte zurückkam.

Am Dubliner Flughafen nahm uns Stan, der Chef der Partnerorganisation, im Empfang und wir wurden in die jeweiligen Busse gesetzt. Je nachdem, wo wir hin sollten. Mein Bus hatte weitere 5 Deutsche und 9 Spanier dabei. Die zwei Stunden Fahrt kamen uns ewig vor, als wir die ersten Schilder unserer Zielstadt sahe,n rasteten wir beinahe aus vor Freude, wir waren bald da.

Plötzlich hielten wir auf einer Hauptstraße eines ganz typischen irischen Kleinstädtchens. Die bunten Häuser, die Flaggen, die Menschen… alles begeisterte mich. Aber es war nicht mein Zielort. Ich wohnte eine Stadt weiter.

Eine Stunde später waren wir übrigen auch angekommen. Aus dem Kleinbus heraus sahen wir schon unsere Gastmütter warten. Mein Herz pochte so was von stark. Da die Gastfamilien Fotos von uns geschickt bekamen erkannten uns unsere Gastmütter jeweils. Auf mich kam eine wohlbeleibte, ältere, freundlich aussehende Frau zu, die mich auch gleich in die Arme schloss. Sie wirkte ein wenig in Eile. So beeilte ich mich ins Auto zu kommen. Unterwegs erzählte sie mit warum sie so in Eile ist. Sie wollte mit mir noch meine Schuluniform kaufen gehen. Es war Samstag und der Laden, der die Schuluniformen verkauft machte schon in einer Stunde zu. Aber zum Glück ist die Stadt nicht besonders groß und der Weg somit nicht allzu weit, daher schafften wir es noch rechtzeitig.

Meine Schuluniform war recht hübsch. Ich hatte einen schönen blau, grün karierten Rock, eine in weiß und blau kleinkarierte Bluse und einen blauen, viel zu großen Pullover. Dazu kamen noch vier Paar blaue Kniestrümpfe und eine Ersatzbluse. Nachdem ich meine Uniform hatte war ich glücklich. Somit würde ich am ersten Schultag nicht sofort als Ausländerin auffallen.

Als ich bei dem Haus meiner Gastfamilie angekommen aus dem Auto stieg, sprang mich eine kleine Mischlingshündin an - Roxanne. Sie war eine kleine Freche, wenn sie Essen vom Teller wollte, aber sie schmuste auch gerne vorm Kamin. Dann kam mein Gastvater auf mich zu und begrüßte mich herzlich. Meine beiden Gastgeschwister, die noch zu Hause lebten, waren gerade bei ihren Geschwistern zu Besuch. Ich lernte sie später beim Essen kennen.

Meine Gastmutter machte an dem Tag ein für sie sehr typisches Essen. Sie kochte den Schinken, in Deutschland würde man ein Stück Kassler sagen, zusammen mit dem Wirsingkohl, damit dieser einen salzigeren Geschmack bekommt. Die Hälfte des Tellers war bedeckt mit selbstgemachtem Kartoffelbrei, ein Viertel war Platz für eine Scheibe Schinken und Wirsingkohl, das übrige Viertel war voller selbstgemachter Pommes, in der Mitte war eine Ofenkartoffel und einmal quer über den Teller war eine braune Sauce. Irland ist eben ein Kartoffelland. Aber trotzdem essen nicht alle Iren so gerne Kartoffeln, wie es scheinbar meine Gastfamilie tat.

Nach dem Essen saßen wir 5 und Roxanne im Wohnzimmer und schauten die englischen Sopas. Die guckt dort eigentlich jeder und in den Pausen sind die einzelnen Soaps auch ein wichtiges Konversationsthema. Mir persönlich haben die englischen Soaps besser gefallen als die deutschen. Vom Anreisetag war ich sehr erschöpft und ging auch recht früh schlafen. Am Sonntag räumte ich mein Zimmer ein und meine Gastmutter fuhr mich zu einigen ihrer Kinder und deren Kinder.

Am ersten Schultag war ich viel zu früh wach. Ich war total nervös und hoffte auf nette Leute im Transition Year. Ich wurde nicht enttäuscht. Bei der Versammlung, um uns in die Klassen einzuteilen und um uns das Prinzip des Transition Years zu erklären, wurde auch erwähnt, dass mehrere Austauschschüler dabei wären. Darunter 5 Spanierinnen, eine Brasilianerin und zwei Deutsche. Als ich hörte, dass eine weitere Deutsche dort war, fing ich an, mit den Augen zu suchen. Ich fand sie in der ersten kurzen Pause, die wir hatten, wir saßen nur 5 Stühle voneinander entfernt. Zum Glück machten wir nicht den Fehler, uns zusammenzuglucken, sondern wir versuchten gemeinsam auf Grüppchen zuzugehen.

Da die Iren sehr kontaktfreudige Menschen sind, ging es auch sehr schnell, damit in Gespräche verwickelt und in die Sport-AG’s eingeladen zu werden. Am nächsten Tag ging der Unterricht los. Der Englischunterricht war einfach super. Es hat mir so viel Spaß gemacht mit dem Lehrer. In Deutschland hatte ich vorher einen sehr miesepetrigen Lehrer, bei dem mir das Lernen gar keinen Spaß gemacht hatte. Aber der irische verbreitete eine angenehme Stimmung.

Auch die anderen Fächer machten mir sehr viel Spaß. Da ich im Transition Year war, hatte ich neben den Hauptfächern, wie Englisch, Mathe und einer Fremdsprache (da ich kein Französisch kann, ging ich in den Deutschkurs) auch Home Economics, Cences, Laws und andere, für mich neuartige, Fächer. Wir hatten im ersten Halbjahr auch ein Musical einstudiert und viele Projekte gemacht. Bei diesen Projekten konnte man gut Kontakte knüpfen und Freundschaften finden. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht an dieser Schule, auch wenn sie zu dem Zeitpunkt umgebaut wurde und wir hin und wieder Heizungsausfall hatten oder manche Räume doppelt belegt waren. Es war eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte!

Meine Gastfamilie hatte mich auch sehr freundlich behandelt, zum Schluss fühlte ich mich auch als Familienmitglied. Leider war ich um die Weihnachtszeit ein wenig depressiv geworden und meine Gastmutter dachte, es läge an ihr. Aber das Missverständnis hatten wir auch schnell beseitigt.

Den Abschied haben meine Gastfamilie und ich schnell hinter uns gebracht, da wir keine Heulerei haben wollten. Wobei vor allem meiner Gastmutter aber auch mir die letzten 3 Aufenthaltswochen anzumerken war, wie traurig wir über den kommenden Abschied sein werden.

Im Ausland zu Leben ist anders. Nicht nur die Sprache bereitet einem anfangs Kopfschmerzen, sondern auch gewisse Lebensumstände. Die ersten Tage war ich total müde gegen 20 Uhr ins Bett gegangen, bis in meinem Kopf ein Schalter umgelegt wurde und ich Englisch „verstand“. Ich musste nicht mehr Satz für Satz im Kopf übersetzen. Ich verstand die Sprache einfach und irgendwann dachte ich in Englisch und träumte sogar in Englisch. Deutsch konnte ich irgendwann nicht mehr korrekt. Ich hatte zum Teil einen englischen Satzbau oder der englische Begriff fiel mir schneller ein als der Deutsche.

Meine größte Angst, mit meiner Gastfamilie nicht klarzukommen, war vom ersten Tag an weg. Wie alle Iren waren sie sehr herzlich. Genauso war es in der Schule. Da hatte ich auch in Deutschland Angst, komplett unbeachtet zu bleiben. Aber ich integrierte mich recht schnell. Das Schulklima an sich war auch sehr angenehm zum Arbeiten und für das Miteinander.
Es waren andere Dinge, bei denen ich eine gewisse Sehnsucht nach Hause hatte. Zum einen die Zentralheizung. Bei meiner Gastfamilie gab es den Kamin für das Wohnzimmer und einen Ofen, der befeuert werden musste, für das restliche Haus. Zum anderen wollte ich bei jeder Dusche kurz nach Hause. Wie die meisten irischen Duschen hatte diese einen Durchlauferhitzer in der Duschkabine mit drin. Nur da floss nicht so viel Wasser durch, also kam auch nicht sonderlich viel Druck aus dem Duschkopf.

Ansonsten gab es kaum Anpassungsschwierigkeiten. Dass die meisten Geschäfte auch sonntags geöffnet haben, war eher ein Vorteil. Dass die irischen Uhren anders ticken, langsamer, war nach dem ersten Schock doch recht schön zu erleben. Die typisch deutsche Pünktlichkeit hatte ich noch nie intus, aber dass man trotz enormer Verspätung pünktlich ist, war schon erstaunlich für mich.

Man gewöhnt sich recht schnell an die Dinge, die anders sind. Es ist eine Erfahrung und jede Art von Erfahrung ist wertvoll im Leben. Meine Erfahrung teile ich heute noch gerne mit den Jugendlichen, die nach mir nach Irland reisen. Ich bin bei den Carl Duisberg Centren als engagierte Ehemalige unterwegs und stehe den zukünftigen Austauschschülern immer sehr gern mit Rat zur Seite.

Christine