Ich kann mich noch genau an den Tag erinnern, an dem ich nach Kanada geflogen bin. Morgens bin ich mit meiner Familie zum Flughafen gefahren und kurze Zeit später war es Zeit, sich zu verabschieden. Natürlich war es schwer, aber man wusste, man würde in einem Jahr wiederkommen. Als ich dann die anderen Austauschschüler am Gate getroffen habe, hat eindeutig die Vorfreude überwogen.
Nach einem langen Flug war es dann endlich so weit. Ich habe meine Gastfamilie getroffen. Wir hatten zwar schon zweimal telefoniert, aber sich persönlich zu sehen, war dann schon nochmal etwas anderes. Meine Gasteltern haben mich mit ihrem Truck abgeholt und wir sind zusammen nach Hause gefahren. Dort habe ich auch die beiden Katzen kennengelernt.
Wenige Tage später hatte ich meinen ersten Schultag an einer kanadischen High School. Ich war sehr aufgeregt. Ich bin zum ersten Mal mit dem gelben Schulbus zur Schule gefahren und habe meine Lehrer kennengelernt, die alle total nett waren. Mir ist direkt aufgefallen, dass man hier ein viel engeres, sogar freundschaftliches Verhältnis zu den Lehrern hat. Man hatte jeweils vier Fächer pro Halbjahr und konnte aus einem breiten Fächerangebot wählen. Im ersten Halbjahr hatte ich Nähen, Psychologie, Englisch, Band (dort habe ich Geige gespielt) und outdoor education. Hier sind wir wandern gegangen und im Winter haben wir snowshoeing oder Skilanglauf gemacht. Zudem haben wir gelernt, wie draußen Feuer gemacht wird. Im zweiten Halbjahr hatte ich Kochen, Mathe, Spanisch und Band.
Außerdem gab es eine große Auswahl an Sport an meiner Schule. Im Herbst habe ich field hockey gespielt. Besonders gefallen hat mir, dass man keine Vorerfahrung brauchte, um in das Team aufgenommen zu werden. Ich selbst hatte vorher noch nie gespielt. Wir haben zweimal in der Woche trainiert und hatten 1-2 Spiele pro Woche gegen andere Schulen aus der Umgebung. Das hat wirklich sehr viel Spaß gemacht und mir geholfen, neue Menschen kennenzulernen. Im Frühling habe ich Leichtathletik gemacht, auch hier hatten wir regelmäßig Wettkämpfe.
An Halloween bin ich zusammen mit einer Freundin und ihrer Gastschwester trick or treating gegangen. Alle haben ihre Häuser so aufwendig dekoriert, wie ich es in Deutschland noch nie gesehen hatte.
Eineinhalb Stunden von Kelowna entfernt liegt das Skigebiet Big White. Dort bin ich zusammen mit meinen Freunden von Dezember bis April fast jedes Wochenende Ski gefahren. Der Schulbezirk hat für die Austauschschüler einen Shuttlebus organisiert, der uns entweder samstags oder sonntags zum Skigebiet gebracht hat. Es hat sehr viel Spaß gemacht und die Schneeverhältnisse in Kanada waren super.
An Weihnachten haben wir morgens die Geschenke ausgepackt und das Weihnachtsessen vorbereitet, denn am Nachmittag kam die Familie meines Gastvaters zu Besuch. Außerdem hat es an Weihnachten geschneit, was in Kanada tatsächlich keine Seltenheit ist. Wir sind dann noch losgefahren, um uns all die dekorierten Häuser anzuschauen.
Besonders toll im Sommer war neben dem schönen, warmen Wetter der Okanagan Lake in Kelowna. Ab Mai sind wir oft nach der Schule an den Strand gegangen.
Ich war das ganze Jahr über sehr glücklich in meiner Gastfamilie. Sie haben mich von Anfang an in den Familienalltag miteingebunden. Sie haben immer sehr lecker gekocht. Außerdem mochte ich auch die Haustiere total gerne (zwei Katzen und später auch einen Hund).
Mit meiner Gastfamilie habe ich am Wochenende häufig Dinge unternommen wie z.B. in ein Autokino gehen, nach Kamloops fahren (eine nahegelegene Stadt), wandern oder Bowling spielen. In den Ferien sind wir einige Male zur Familie meiner Gastmutter nach Vancouver gefahren.
Durch das Auslandsjahr habe nicht nur mein Englisch verbessert. Ich bin als Mensch gewachsen und offener und aufgeschlossener geworden. Ich kann jetzt viel leichter auf Menschen zugehen und habe Freunde gefunden, die auf der ganzen Welt verteilt wohnen, die ich gerne besuchen gehen möchte.
Die 10 Monate dort waren eine wunderschöne Erfahrung, die ich nie vergessen werde. In Kelowna habe ich ein zweites Zuhause gefunden, das ich ganz bald wieder besuchen möchte.
Ich kann Kelowna sehr für ein Auslandsjahr empfehlen. Im Sommer wird es dort sehr warm und man kann im See schwimmen gehen und im Winter schneit es häufig und man kann super Ski fahren. Außerdem gibt es eine wunderschöne Natur mit vielen Bergen drum herum und viele Dinge zu unternehmen.