Nach umfangreichen Vorbereitungen startete ich am 31. August 2010 in das bisher größte Abenteuer meines Lebens. Nachdem ich mich in Düsseldorf mit der einen oder anderen Träne von meiner Familie und meinen zwei besten Freundinnen verabschiedet hatte, kam spätestens in Frankfurt, als ich mit anderen abenteuerlustigen Austauschschülern in die große Maschine stieg, Vorfreude und Aufregung auf. Einen 10-stündigen Flug und eine ausführliche Passkontrolle später traf ich dann zum ersten Mal meine Gastmutter und meine beiden Gastgeschwister (7 und 11 Jahre alt). Mein Gastvater war noch für zwei Tage auf Dienstreise und konnte mich somit nicht mit vom Flughafen abholen.
In meinem neuen Zuhause angekommen, aßen wir direkt zu Abend, ich fing an meine Koffer auszuräumen und bin dann gegen 20 Uhr, nachdem ich fast 24 Stunden wach war, ins Bett. Am nächsten Morgen musste dann auch meine Gastmutter dienstlich für 2 Tage verreisen, sodass ich direkt eine ihrer 3 Schwestern kennenlernte, die auf meine Gastgeschwister und mich aufpasste. Abends kamen noch eine andere Schwester, meine "Gastcousine" (10 Monate) und meine "Gast-Oma" mit einem Blumenstrauß als Willkommensgeschenk für mich vorbei.
Drei Tage vor unserem ersten Schultag hatten alle Internationals unseres Distrikts dann noch eine Orientation, bei der uns alles über die Schule in Kanada erklärt wurde. Am Dienstag war dann mein erster (High School-) Schultag an der South Delta Secondary School. Zuerst haben sich alle Internationals meiner Schule im Internationals Homeroom getroffen. Wir haben unsere Stundenpläne und Schließfächer bekommen. Danach war dann noch eine Assembly in der Aula und der erste Schultag war schon vorbei.
Nachdem ich dann in der ersten Schulwoche mit viel Aufwand meine Fächer nochmal geändert hatte, bekam ich meinen endgültigen Stundenplan mit den Fächern: Mathe, Francais Langue (French Immersion), Choir, Psychology, PE, Tourism, English und im X-Block (also nur nachmittags) Theater. Schule in Kanada hat echt Spaß gemacht! Die Fächer sind alle sehr interessant, der Unterricht ist super ansprechend gestaltet und das Verhältnis zu den Lehrern ist viel freundschaftlicher als in Deutschland!
In meiner dritten Schulwoche ging es dann auch direkt mit dem diesjährigen Theaterstück "Narnia" los! Da wir 2-3 Mal die Woche nach der Schule noch für 3 Stunden geprobt haben, hatte ich von Anfang an keine Langeweile und es hat echt Spaß gemacht. Anfang Dezember haben wir das Stück dann in der großen Aula aufgeführt und es war eine super Erfahrung, da ich vorher noch nie Theater gespielt hatte. Ende November schaffte ich es dann auch noch in das Senior Girls Basketballteam und hatte so noch einige Male in der Woche Training und später auch Spiele. Wie ihr seht, nimmt Schule echt einen großen Teil des Alltags ein; doch es macht super viel Spaß und der "school spirit" ist unglaublich groß!
Nach und nach und mit ein bisschen Einsatz haben sich echte Freundschaften gebildet und heute, ca. einen Monat nach meiner Abreise, habe ich noch fast täglich E-Mail Kontakt mit meinen kanadischen Freundinnen, die ich unbedingt so schnell wie möglich wieder besuchen werde. Ansonsten habe ich auch einige Zeit mit den anderen Deutschen an meiner Schule verbracht, vor allem für Sightseeing-Trips, da die Kanadier diese ja nicht mehr brauchen. Wir waren u.a. im Stanley-Park, im Science-Museum, in der Vancouver Art Gallery, am Canada Place und auf dem Harbour Center Tower. Außerdem war ich für ein Wochenende mit einer deutschen Freundin in Victoria, der Hauptstadt von B.C., wo wir uns das Parlament, das Royal B.C. Museum und das unter Denkmalschutz stehende Empress-Hotel im Hafen angeschaut haben.
Vom School District aus wurden einmal im Monat Ausflüge für alle Internationals angeboten. Im September sind wir nach Grouse Mountain gefahren, im Oktober in einen Gruselpark, im November haben wir uns ein Eishockeyspiel der Vancouver Giants angeschaut und im Dezember und Januar ging es Skifahren und Snowboarden nach Whistler, dem offiziellen Skigebiet der Olympischen Winterspiele 2010.
Mit meiner Gastfamilie habe ich mich super verstanden! Wir haben Ausflüge wie eine Sightseeingtour durch Vancouver gemacht oder sind in der Weihnachtszeit nach Downtown Vancouver gefahren, um uns die Weihnachtsdekoration anzuschauen und anschließend in ein Restaurant essen zu gehen. Ein anderes Mal sind wir in einen großen Naturschutzpark gefahren und haben uns die berühmte "Capilano Suspension Bridge" angeschaut. Leider konnten wir dadurch, dass meine Gasteltern durch ihren Beruf ziemlich beschäftigt waren, nicht ganz so viele Ausflüge unternehmen. Doch wir hatten auch so eine super Zeit, in der ich Thanksgiving und Weihnachten, wo die gesamte Familie (um die 20 Personen) zusammenkam, zu den Höhepunkten zählen würde.
Ich habe mich super mit den Schwestern meiner Gastmutter und meiner "Gast-Oma" verstanden. Nach Weihnachten haben meine Gast-Oma, Tante und Onkel mich zu sich nach Pender Island, einer kleineren Insel vor Vancouver Island, für eine Woche eingeladen. Wir haben Schneespaziergänge gemacht, lecker gekocht und am Kamin vom Wohnzimmer aus einfach den Meerblick genossen. Anschließend bin ich noch für ein paar Tage zu einer Freundin aus Deutschland nach Victoria gegangen und habe dort auch Silvester gefeiert.
Der Januar, mein letzter Monat in Kanada, ging viel zu schnell um. Am Wochenende bevor ich ging, machten wir noch ein Abschiedsdinner wieder mit der gesamten Familie, am letzten Abend organisierten meine Freundinnen noch eine Überraschungs-Abschiedsparty und schon standen wir Samstagmittag am Flughafen. Nach einem langen, tränenreichen Abschied von Familie und Freunden stieg ich dann wieder mit den anderen Deutschen ins Flugzeug zurück nach Deutschland mit der festen Überzeugung so schnell wie möglich wieder zu kommen!
An alle, die überlegen ins Ausland zu gehen: macht es! Es ist ein einmaliges Abenteuer, das ihr so schnell nicht vergessen werdet! Noch ein Tipp: 5 Monate sind zu kurz, bleibt ein ganzes Schuljahr ;)
