High School in USA

Svenja - Oklahoma, Marlow

Svenja verbringt ein Schuljahr in Oklahoma und ist eine unserer Teilstipendiaten 2016/2017. Während ihrer Zeit in den USA schreibt sie drei Berichte – den ersten verfasste sie verfasste sie nun kurz vor Weihnachten.

Mein Auslandsjahr in den USA

Ich bin Svenja, bin 15 Jahre alt und lebe in den nächsten Monaten in Oklahoma in den USA oder genauer gesagt in der kleinen Stadt Marlow und werde bis Mai 2017 hier zur Schule gehen und hoffentlich eine Menge erleben! Wie mein „High School Leben“ hier ist und was ich bis jetzt schon so erlebt habe, hilft euch hoffentlich, ein genaueres Bild davon zu bekommen, wie ein Auslandsjahr in den USA sein könnte und euch auch zu so einem tollen Abenteuer zu entscheiden!

Als ich am 5. August am Morgen um 10.50 in Düsseldorf das Flugzeug betreten habe, war ich natürlich sehr nervös, da ich von nun an auf mich allein gestellt war, total aufgeregt, was alles passieren würde, traurig, meine Freunde und Familie hinter mir lassen zu müssen, überglücklich, meine Reise endlich antreten zu können nach all der Arbeit, aber auch irgendwie stolz auf mich, mich tatsächlich für ein so riesiges Abenteuer entschieden zu haben. Und noch vieles mehr. Was mir und wahrscheinlich allen Austauschschülern bei so einem Moment durch den Kopf geht, ist wahrscheinlich unbeschreiblich.

Mein erster Flug ging von Düsseldorf nach Atlanta ca. 10 Stunden. Nachdem ich in Atlanta angekommen und durch die Zoll-Kontrolle gegangen bin, habe ich mich tatsächlich erst einmal ziemlich verloren gefühlt, da der Flughafen wirklich riesig ist. Aber nachdem ich immer mal wieder ein paar Mitarbeiter mit meinen wahrscheinlich teilweise ziemlich dummen Fragen genervt habe, bin ich auch endlich mit dem richtigen Zug an dem Eingang zu meinem Gate angekommen, (Und ja, auch das war für mich neu: Mit einem Zug oder eher einer U-Bahn einen Flughafen zu durchkreuzen. Ich bin erstmal auf Höhe meines Gates angekommen, in die falsche Richtung gelaufen und durfte wieder zurück fahren :D) und konnte erstmals wieder durchatmen. Ich war schließlich gerade in den United States of America angekommen, und war nur noch einen kurzen Flug und wenige Stunden von meiner Gastfamilie entfernt.

In Atlanta hatte ich dann einen ziemlich langen Aufenthalt von ca. 5-6 Stunden und habe in der Zeit am Flughafen etwas gegessen, angefangen, mein Reisetagebuch zu schreiben, mich auf den nächsten Flug vorbereitet und vor allem darauf geachtet, nicht am Gate einzuschlafen. Als mein Flieger dann endlich um ca. 20 Uhr Ortszeit bereit war, war ich totmüde, da ich seit frühmorgens auf war, schon so viel erlebt habe, es in Deutschland bei mir zuhause schließlich schon mitten in der Nacht bzw. früh am Morgen war und ich bei meinem ersten Flug einfach zu aufgeregt war, um zu schlafen :D.

Als ich in Oklahoma City am späten Abend angekommen bin, wurde ich von meiner Gastfamilie empfangen. Als wir um ca. 23.30 endlich am Haus angekommen sind, wurde mir alles gezeigt und ich bin duschen und danach direkt ins Bett gegangen und habe meine erste Nacht in meinem neuen, amerikanischen Zuhause verbracht.

Am nächsten Tag, meinem ersten richtigen Tag in den USA, habe ich mit meiner Gastmutter und ein paar ihrer Freundinnen verbracht; wir sind zusammen nach Texas gefahren, was ca. 1,5 Stunden entfernt ist, und in eine Mall gegangen. Als wir am späten Abend wieder nach Hause gekommen sind, war ich total müde von den ganzen Eindrücken und auch den ganzen Fragen, aber es hat echt Spaß gemacht, über alles Mögliche in Deutschland zu reden!

Da meine Schule neu gebaut und zur Zeit modernisiert wurde, hat der Unterricht erst ca. 2 Wochen nach meiner Ankunft angefangen, weshalb ich noch eine Menge Zeit hatte, alles zu entdecken. In den folgenden Tagen habe ich viel Zeit mit meiner Familie verbracht und war zum Beispiel mit meinem Gastvater und einem Freund schießen (ich habe mich aber, um ganz ehrlich zu sein, nicht getraut, selbst zu schießen), habe mit meinen Brüdern zum ersten Mal das berühmte „catch“ gespielt (das Werfen und Fangen mit dem Handschuh eines Baseballs, was echt total viel Spaß macht) und bin schließlich zu meiner Schule gegangen, um alle meine Dokumente abzugeben und mich anzumelden.

Meine Schule ist die Bray-Doyle High School. Es ist eine sehr kleine Schule; in die gesamte High School gehen ca. 100-120 Schüler, was wirklich sehr wenig ist, mir aber sehr gut gefällt! (Zum Vergleich: In meiner deutschen Schule sind alleine in einer Stufe ca. 180 Schüler.) In jeder Stufe sind unterschiedlich viele, aber im Durchschnitt sind es 30-35, in meiner „Sophomore“-Stufe sind es 26. Das hört sich zwar sehr wenig an und das ist es auch, aber es ist wirklich toll, vor allem diesen Unterschied mal zu erleben!

Denn an dem Tag, als ich die Informationen über meine Schule bekommen habe, habe ich mich zwar total gefreut, dass ich etwas anderes erleben werde, aber trotzdem war ich mir etwas unsicher, wie das denn so werden wird und ob es nicht schwierig werden wird, Freunde zu finden. Aber es war überhaupt kein Problem, hier alle kennen zu lernen, denn in den einzelnen Kursen sind Schüler aller Kurse und Stufen (also 9-12, in den meisten aber nur 10-12) gemischt, was es deutlich einfacher macht, alle kennenzulernen und es überhaupt einfach toll ist, auch mit älteren Schülern Kurse zu haben.

Wahrscheinlich auch weil meine Schule sehr klein ist, ist alles hier sehr familiär und herzlich, und es ist wirklich so, dass jeder jeden kennt und dann auch die Eltern und Großeltern... Und total viele sind gefühlt mit jedem irgendwie verwandt und an meiner Schule sind auch einige Schüler, deren Eltern Lehrer an der Grundschule oder High School sind.

Meine Schule hat nur sehr wenige Lehrer, weshalb auch nicht allzu viele Fächer vertreten werden und es gab auch nicht viele Pflichtfächer, die ich belegen musste. Nachdem mir ein paar der Lehrer geholfen haben, mir zu erklären, was in den Fächern gemacht wird (da ich einige nicht aus Deutschland kannte) und mir Tipps gegeben haben, welche Spaß machen (was sich am Ende aber als nicht ganz so hilfreich herausgestellt hat, weshalb ich in der ersten Schulwoche noch ein wenig gewechselt habe) sah mein Stundenplan dann so aus:

  • 1st period: English 2
  • 2nd period: Touring Oklahoma (Geschichte, Natur, Sehenswürdigkeiten etc. in OK)
  • 3rd period: Geometry (Mathe mit einem Schwerpunkt auf Geometrie)
  • 4th period: Spanish
  • 5th period: Ag/ FFA (Agrikultur in Oklahoma)
  • -Lunch break-
  • 6th period: Speech and Drama
  • 7th period: U.S. History
  • 8th period: Athletics/ Basketball (früher Softball)

Mein Lieblingskurs ist wahrscheinlich U.S. History, da ich vor allem die Schüler in meiner Klasse, aber auch den Lehrer sehr mag. Auch wenn es für mich mit Abstand das schwierigste Fach ist, da ein gewisses Grundwissen vorausgesetzt wird und auch die ganzen englischen Begriffe nicht ganz einfach sind, ist es sehr interessant!

Ich habe übrigens letztens auch schon meine ersten Grades, also Noten bekommen, und hatte in jedem Kurs ein A, bis auf English, da hatte ich ein B und in U.S. History ein C... aber naja, kann ja nur besser werden, und das wird es auch von Woche zu Woche, vor allem in U.S. History, was mich besonders freut! Aber in Athletics hatte immerhin ich 100 von 100 Punkten :)

Der Unterricht geht von 8.05 Uhr bis 3.20 Uhr und jede Stunde ist 45-55 Minuten lang, warum das variiert, weiß ich nicht, fällt aber auch eigentlich gar nicht auf. Zwischen jeder Stunde, bis auf Lunch Break, haben wir 5 Minuten, um den Klassenraum oder das Gebäude zu wechseln. Alle, die Sport an der Schule machen, bleiben aber länger an der Schule; für mich war es mit Softball immer so bis 4 Uhr, seit ich Basketball spiele, bleibe ich bis 5 Uhr in der Schule. Für die Football Spieler ist es dann aber auch oft mal bis 6.30 Uhr…

Lunch Break ist bei uns 30 Minuten lang; alle Schüler der High School und auch die Lehrer essen bei uns an der Schule in der Cafeteria, da wir das Schulgelände nicht verlassen dürfen. Und seit wir vor einem Monat einen neuen Essenslieferanten bekommen haben, ist das Essen auch wirklich gut.

Was an meiner Schule wahrscheinlich am unterschiedlichsten ist zu deutschen Schulen, sind wahrscheinlich neben den Lehrern die Klassenräume. Ich glaube, das ist für meine Schule auch "ungewöhnlich", aber einige Lehrer haben so etwas wie eine modernere „Hütte“ neben dem eigentlichen neuen High School Gebäude, in dem sie unterrichten, was vielleicht aber auch nur für den Übergang ist, bis alle Lehrer in das neue High School Gebäude können, das zur Zeit fertig gebaut wird. Aber auch die normalen Klassenräume an sich werden von vielen Lehrern zum Beispiel für Halloween dekoriert oder es hängen selbst gemalte Bilder an den Wänden, zu denen dann auch regelmäßig von den Lehrern Geschichten erzählt werden, wenn sie mit neuer Deko zum Unterricht kommen.

Die Lehrer, oder besser die Beziehung zwischen Lehrern und Schülern ist ganz anders. Was einer meiner Lehrer meiner Meinung nach ganz gut ausgedrückt hat ist (was aber natürlich nicht in jedem Fall zutrifft), dass die Lehrer in Deutschland meistens nur ihren Job machen und sich nicht um ihre Schüler kümmern und das in den USA ganz anders ist. Zum Beispiel an meinem ersten Schultag hat meine Englisch-Lehrerin, nachdem sie sich vorgestellt hat, uns gesagt, dass, wenn immer wir etwas brauchen, sie versuchen kann, uns zu helfen kann oder es zu besorgen...

Sie hat so Beispiele genannt wie eine neue Zahnbürste, wenn unsere kleinen Geschwister die ins Klo geworfen haben, oder meine Touring Oklahoma-Lehrerin hat Hefte und Stifte an die verteilt, die Probleme hatten, die Dinge für die Schule zu besorgen und mein U.S. History-Lehrer teilt regelmäßig sein Essen mit hungrigen Schülern :D Insgesamt sind die Lehrer überhaupt sehr fürsorglich und fragen Schüler, wenn sie so aussehen, als ob etwas passiert sei, was denn los ist, ob sie ihnen helfen können und reden auch dann oft nach dem Unterricht miteinander, was die Schüler auch gerne annehmen (was aber nicht heißt, dass es ständig nur Probleme an meiner Schule gibt, im Gegenteil :D).

An dem Tag meiner Anmeldung an der Schule habe ich auch schon das Softball-Team meiner Schule kennengelernt, denn meine Gastmutter hatte netterweise schon, bevor ich angekommen bin, mit der Schule gesprochen, ob ich ins Team könnte. Seit dem nächsten Tag habe ich dann auch schon angefangen, zu trainieren, und hatte kurz darauf schon meine ersten Spiele. (Für die, die es nicht wissen: Softball ist einfach erklärt so wie Baseball, was in der Regel von Frauen gespielt wird und ein paar andere Regeln hat.) Dabei habe ich auch schon einige Mädchen aus der High School kennengelernt, weshalb ich am ersten Schultag zum Glück nicht ganz so verloren war.

Seit ca. einem Monat ist die Softball-Saison aber auch schon vorbei, aber fast alle Mädchen und ich auch haben noch in der gleichen Woche mit Basketball angefangen. Kurz nach dem Ende der Softball-Saison hat aber auch die Football-Saison aufgehört, was ich sehr schade fand, da ich wirklich gerne zu den Spielen gegangen bin und gerade an den Game Days der School Spirit zum Vorschein gekommen ist und oft ein Großteil der Schule zum Anfeuern zu den Spielen gekommen ist.

Was mich besonders überrascht hat und was ich wirklich mag, ist, dass schon am Morgen in der Schule die meisten Schüler und Lehrer Football-T-Shirts des Teams getragen haben und auch die Football-Spieler ihr Jersey getragen haben. In der letzten Stunde am Freitag vor den Home Games gab es auch immer eine „Pep Rally“ in der Turnhalle. Dabei kommen alle Schüler der gesamten Schule in die Turnhalle, wo die Football-Spieler, die Cheerleader und die Band bereits warten. Dort werden dann kurze Reden gehalten von Spielern und Coaches, um alle zu motivieren, zum Anfeuern zu kommen, Wettbewerbe gemacht und kleine Spiele gespielt.

Zu meiner Schule gehen noch 3 andere Austauschschüler, ein Mädchen und ein Junge kommen aus Deutschland und ein Mädchen kommt aus Süd-Korea, sie ist von einer anderen High School zu unserer gewechselt. Mit dem anderen deutschen Mädchen habe ich mich schon sehr gut angefreundet und wir sind sehr enge Freunde, was aber am Anfang gar nicht so einfach war. Denn wir waren beide nicht wirklich auf andere Austauschschüler eingestellt und vor allem nicht auf deutsche, weshalb wir uns am Anfang erst einmal an einander gewöhnen mussten sozusagen.

Das war es auch schon mit meinem ersten Beitrag; ich habe schon sehr viel erlebt in den ersten Monaten und freue mich auf die nächste Zeit, die mir noch bevor steht. Auch wenn ich schon jetzt total traurig bin, dass ich bald wieder alles hinter mir lassen muss und „nur“ noch 6 Monate vor mir habe.