High School in USA

Julian - Arizona, Scottsdale, Saguaro High School

Teil 1 von Julians Berichts

Da ich ja schon seit Ende Juli in Scottsdale, AZ, bin, hatte ich schon die Möglichkeit, viele verschiedene Personen, Dinge und Bräuche kennenzulernen. Komischerweise war meine Gastfamilie am falschen Gate, als ich angekommen bin, weil eine Person vom Bodenpersonal ihnen falsche Informationen zukommen ließ, aber nach einem kurzen Telefonat mit meiner Gastmutter wurde das Problem relativ schnell aus der Welt geschafft und meine Gastmutter, meine Gastcousine, mein Gastbruder und meine beiden Gastschwestern haben mich herzlich und sehr freundlich empfangen. Schon am ersten Abend konnte ich eine amerikanische Pizza probieren, die ich übrigens deutlich besser finde als die deutschen Pizzen.

Ich hatte etwa anderthalb Wochen, bevor die Schule anfing. In diesen anderthalb Wochen hatte ich die Möglichkeit, die Familie meiner Gasteltern kennenzulernen; sowohl mütterlicher- als auch väterlicherseits. Die Menschen hier sind alle, und damit meine ich nicht nur Familienmitglieder, sondern wirklich alle, deutlich freundlicher und herzlicher, als ich das aus Deutschland kenne. Damit wurde ich nicht überrannt, sondern es ist mir viel leichter gefallen, mich sofort wie zu Hause zu fühlen. Ein großer Unterschied, den ich auch gesehen habe, ist der Kundenservice, der hier viel (wirklich sehr viel) besser ist, als in Deutschland.

Wir standen einmal 20 Minuten an der Kasse bei Walmart, weil wir erstens so viel eingekauft hatten und weil wir zweitens viele Produkte auf Price Match gesetzt haben (also Walmart reduziert die Preise, wenn der Preis für ein Produkt woanders günstiger ist, auf dieselben Preise) und das hat die Kassiererin überhaupt nicht gestört, ganz im Gegenteil, ich hatte das Gefühl, dass sie sogar froh darüber war, dass wir so viel einkaufen. Ich persönlich fand das sehr beeindruckend.

Was ich hier auch noch sehr mag, ist das Klima. Da wir mitten in einer trockenen und heißen Wüste leben, befinden sich die Temperaturen im Sommer immer über 40°C am Tag und meistens auch über 30°C in der Nacht. Es regnet kaum und die Sonne scheint fast andauernd, zumindest in der Trockenzeit. Aber selbst in der Regenzeit regnet es nur ein paar Male. Diese Tage mag ich nicht so wirklich, da bin ich aber auch der Einzige, weil jeder andere Regen liebt. Meine Gastgroßmutter, die vor 35 Jahren von Pittsburgh, Pennsylvania hierher gezogen ist, hat mir folgendes erzählt: "When I moved down here, I was seeing these crazy people dancing in the rain. But now, I dance in the rain too!" Vielleicht werde ich ja auch den Regen lieben, wenn ich ein Jahr hier bin!

Ich habe insgesamt sechs Kurse belegt: US/Arizona History, English II, French IV Honors, Physics I Honors, Trigonometry/Pre-Calculus Honors und Basketball. Ich finde Geschichte wirklich interessant, aber ich hätte den AP-Kurs wählen sollen, weil wir sonst nur Fakten besprechen und nie über Dinge diskutieren oder Sachen analysieren. English II ist in Ordnung, aber anstrengend, weil wir gerade zwei Bücher lesen, die ich relativ anspruchsvoll finde, besonders, weil sie in Englisch geschrieben wurden. French IV Honors ist deutlich zu leicht für mich, obwohl das der höchste Französischkurs auf der Schule ist. Ich werde versuchen in French V AP zu kommen, was eigentlich schon College Level, aber wahrscheinlich genau das Richtige für mich ist.

Physics I Honors finde ich sehr interessant, wenn es um Theorie und mathematische Verbindungen geht. Was ich doch ein wenig nervig finde, ist, dass wir sehr viel experimentieren. Aber manchmal müssen wir uns durch das Wissen, das wir besitzen und durch ein paar Zusatzinformationen, neues Wissen erarbeiten. Das finde ich immer sehr interessant. Meinen Mathekurs mag ich sehr, weil er so ziemlich denselben Stoff beinhaltet, den ich sonst in der zehnten Klasse in Deutschland durchnehmen würde.

Basketball ist mein Lieblingssport und normalerweise macht mir das Spielen auch Spaß. Was ich nur manchmal frustrierend finde, ist dass ich der schlechteste Spieler in dem Kurs bin, da ich gerade das erste Mal so einen Kurs belege, also da ich noch ein Amateur bin, während die anderen schon in der zweiten oder dritten Klasse angefangen haben, Basketball zu spielen. Ich habe das Gefühl, dass die Leute dann wirklich denken, dass ich auch schon so lange gespielt habe und immer noch so schlecht bin. Nur wenige aus meinem Kurs wissen, dass ich ein Austauschschüler bin, der sich ein paar Basketballfertigkeit aneignen will. Aber dennoch habe ich meine engsten Freunde, von den Freunden, die ich bisher gefunden habe, in diesem Kurs gefunden. Also relativiert sich das Ganze doch wieder und ich freue mich immer wieder auf den Kurs.

Mit der Sprache lief es prinzipiell von Anfang an gut, was wahrscheinlich daraus resultiert, dass ich mit der englischen Sprache in meiner Familie aufgewachsen bin. Trotzdem habe ich schon Fortschritte in meinem Vokabular und meiner Ausdrucksweise bemerkt und hoffe, dass ich natürlich noch weitere Fortschritte erzielen werde.

Ich liebe meine Gastfamilie. Ich denke, dass es hier keinen besseren Weg gibt, das auszudrücken. Das Gute ist, dass immer irgendetwas los ist und ich somit nicht so oft an Deutschland denken muss. Sie haben schon vieles mit mir gemacht, z. B. haben sie mich nach San Diego und ins Legoland Califonia gebracht, auch weil meine Gastfamilie Tickets auf Lebenszeit hat und sie somit auch Freitickets bekommen.

In letzter Zeit gab es aber ein paar Konflikte innerhalb meiner Gastfamilie zwischen meiner Gastmutter und meinen Gastgeschwistern. Da meine Gastmutter normalerweise viel arbeiten muss, möchte sie natürlich, dass meine Gastgeschwister und ich ein paar Aufgaben im Haus übernehmen. Da ich ein Austauschschüler bin, konzentriert sie die meiste Arbeit auf die Kinder. Während ich meine Aufgaben eigentlich immer erledige, sieht das bei meinen Gastgeschwistern fast nie so aus. Manchmal übernehme ich ein paar Aufgaben meiner Geschwister, damit es nicht so viel Ärger gibt. Natürlich habe ich auch schon ein paar "Macken" meiner Gastfamilie realisiert, genauso wie ich vermute, dass sie auch meine "Macken" realisiert haben. Aber trotz ein paar kleiner Probleme und verschiedenen Ansichten, die es in jeder Familie gibt und die einfach normal sind, mag ich meine Gastfamilie wirklich sehr und es ist immer wieder schön, von ihr nach der Schule wieder zu Hause empfangen zu werden.

In Deutschland war ich schon sehr interessiert an amerikanischen Sportarten, die ich hier logischerweise im vollen Maße genießen kann. Gerade erst gestern war ich auf einem Spiel des lokalen MLB Baseballteams (Arizona Diamondbacks) und trotz der Tatsache, dass sie verloren haben, habe ich das Spiel und meinen Aufenthalt im Chase Field, einer gigantischen Arena, die ich so in dieser Größe und diesen Eigenschaften noch nie gesehen habe, sehr genossen.

Ansonsten verlaufen meine Tagesgewohnheiten so wie in Deutschland. Für mich war es auch sehr interessant, dass mein Alltag sich gar nicht einmal so stark von dem in Deutschland verändert hat. Ich habe erwartet, dass mein Alltag ganz anders aussehen wird, was aber nicht eingetreten ist. Trotzdem genieße ich meinen Aufenthalt in einer ganz anderen Umgebung als in Deutschland.

Richtiges Heimweh hatte ich bisher noch nicht. Aber ich denke manchmal an meinen Alltag in Deutschland und dann fällt mir auf, dass mir meine Heimatstadt und Frankfurt ein wenig fehlen. Ich vermisse mehr, wie alles in Deutschland ausgesehen hat, als eine bestimmte Person oder eine bestimmte Gruppe in Deutschland. Was für mich ein wenig irritierend hier in Amerika ist, ist dass alles so geplant aussieht. Die Straßen sind nicht natürlich gewachsen, alles ist im eintönigen Blocksystem. Da vermisse ich schon die komplizierten Straßennetze in Deutschland. Außerdem sind meine Gasteltern nicht immer in der Lage, mich irgendwohin zu bringen. Ich vermisse also auch das öffentliche Verkehrssystem in Deutschland. Aber, wie schon erwähnt, denke ich nicht so oft an Deutschland, da in diesem Haus immer sehr viel los ist und ich meistens auch gar nicht die Zeit habe, an Deutschland zu denken.

Ich halte aber trotzdem Kontakt mit meinen Eltern, mit denen ich meine meisten Gedanken austausche, weil ich hier nicht immer die bestimmten Personen finde, mit denen man so etwas besprechen kann. Außerdem halte ich Kontakt zu meinem besten Freund in Deutschland, der mir auch immer dabei hilft, kulturelle Unterschiede zu vertiefen und mir aktuelle Informationen über andere Freunde, aber auch was in der Schule gerade passiert, gibt.

Alles in allem denke ich, dass Amerika natürlich seine guten, aber auch seine Schattenseiten hat. Nichtsdestotrotz habe ich meinen bisherigen Aufenthalt sehr genossen und freue mich noch auf weitere acht Monate voller neuer Dinge.

Teil 2 seines Berichts

Langsam aber sicher stelle ich fest, dass der "amerikanische Alltag" sich in meinem Leben zurechtgefunden hat. Neue Dinge, scheinen sich eigenartigerweise nicht mehr so extrem neu anzufühlen. Aufregungen, die ich nach meiner Ankunft erfahren habe, habe ich in dieser Form schon lange nicht mehr erfahren. Ich nehme das aber als ein wirklich gutes Zeichen auf, weil mir das das Gefühl gibt, dass ich hier endgültig angekommen bin. Dennoch gibt es hier natürlich Dinge, die sehr viel Spaß machen und einfach atemberaubend sind.

In den Herbstferien, die für mich ungewöhnlich kurz waren (eine Woche, aus Hessen kenne ich zwei, nach denen man wirklich ausgeruht ist, aber hier wird immer viel gemacht, so dass auch Ferien anstrengend sein, aber trotzdem Spaß machen können), hat mich mein Gastvater George zum Grand Canyon gebracht, der von Scottsdale, AZ, hier praktisch ein Tagestrip war. Eines kann man wirklich sagen: einfach nur atemberaubend! Der Grand Canyon ist riesig, so riesig, dass man sich das kaum vorstellen kann. Nur um eine Größe zu geben: Der Canyon ist etwa doppelt so groß wie das Saarland! Was mich aber wirklich gewundert hat, war, dass der Canyon rund herum nicht abgesperrt ist, sodass man eventuell als Tourist einfach in ihn hineinfallen könnte, wenn man nicht aufpasst, Todesfälle gab es auch schon. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man das in Deutschland so machen würde. Die bekannte "deutsche Gründlichkeit", die übrigens auch hier bei manchen Leuten bekannt ist, würde so etwas vermeiden.

Außerdem waren wir auch auf der Arizona State Fair, einer Art Kirmes, aber natürlich war alles auf amerikanische Art! Eigenartiges Essen, verschiedene Fahrgeschäfte und natürlich witzige Shows machten alles sehr unterhaltsam. Am lustigsten fand ich das Essen, das sich aus frittierten Snickers (oder Oreos), Root Beer mit Speckgeschmack, üppigen Eisbechergrößen und vielem mehr zusammenstellte. Meine Gastgeschwister haben dazu noch mehrere (ich bin mir nicht mehr sicher, aber ich denke es waren ungefähr vier) Fische gewonnen. Die AZ State Fair war etwas Einzigartiges, was ich so noch nie zuvor in meinem Leben gesehen habe.

Darüber hinaus sind wir in den Ferien noch mit der Boy Scouts Troop (Pfadfindergruppe) meines kleinen Gastbruders nach Tucson, AZ, gefahren und haben das Pima Air & Space Museum und das Titan Missile Museum in Green Valley, AZ, besucht. Ausgestellt wurden alte und neue Flugzeuge sowie NASA-Ausrüstungen. Das Titan Missile Museum zeigte eine Rakete, die während des Kalten Krieges einsatzfähig war. Das war ebenfalls beeindruckend und zeigte mir auch einen Einblick in die amerikanische Geschichte genauso wie eine Verbindung zur deutschen Geschichte. Alles in allem ist es ja doch noch eine kleine Welt!

Der letzte Trip, den wir unternommen haben, war dann doch nicht allzu weit, wir sind einfach nach Phoenix gefahren. Dort haben wir das Museum innerhalb des AZ State Capitols besichtigt, dass prinzipiell fast die gesamte Geschichte Arizonas gezeigt, hat. Dummerweise habe ich nicht wirklich viel verstanden, weil das Vokabular, das benutzt wurde, um die Geschichte zu erklären sehr formal und niveauvoll gewählt wurde. Aber alleine nur das Gebäude war schon sehr sehenswert!

Nach den Ferien stand schon das nächste große Festival an: Halloween. Halloween in Amerika wird sehr ausgiebig gefeiert und ist meiner Meinung nach wirklich wahnsinnig, dennoch macht es sehr viel Spaß! In der Nähe meiner Schule gibt es einen Mann, der jedes Jahr sein Haus in ein so genanntes "Haunted House" (oder auf Deutsch Geisterhaus) verwandelt, durch welches man durchlaufen kann. Alleine von draußen sah alles sehr professionell und aufwändig aus, von innen war es wirklich unterhaltsam, dennoch nicht wirklich gruselig (zumindest meine Gastfamilie hatte totale Angst, ist aber trotzdem fünfmal durch das Haus gelaufen). Außerdem sind wir noch um die Häuser gezogen, um Süßigkeiten zu sammeln. Am Ende hatten wir fast einen gesamten 30L-Sack voll Süßigkeiten!

Nur drei Wochen später war mein sechzehnter Geburtstag. Normalerweise mache ich kein Riesenevent aus meinem Geburtstag, aber meine Gastfamilie liebt Geburtstage; was wir also gemacht haben war Lasertag spielen. Und das beste: in der größten Lasertag-Arena der Welt in Mesa, AZ! Ich war ein sehr schlechter Spieler, aber meine Familie, zwei Freunde und ich haben es sehr genossen.

Eine Woche später war Thanksgiving, bei dem sich die Familie meiner Gastmutter im Haus ihrer Schwester in San Tan Valley, AZ, zusammengefunden hat. Davor waren wir zum Frühstück bei "Jack In The Box", einem Fastfood-Restaurant, welches meine Gastfamilie traditionell am Thanksgiving-Morgen besucht. Aber das wahre Essen an Thanksgiving besteht traditionell aus Kartoffelpüree, grünen Bohnen, Cranberries (oder Preiselbeeren), Apfel-, Pekannuss- oder Kürbiskuchen, Brötchen, Karotten, Sellerie und natürlich Truthahn mit einer Füllung. Das beste für mich war das Football, das an Thanksgiving den gesamten Tag läuft und das ich mit dem Mann der Schwester meiner Gastmutter Shawn (prinzipiell mein Gastonkel) zusammen verfolgt habe, da er Football genauso liebt wie ich.

Nach einem anstrengenden Tag heißt es an Thanksgiving aber nicht: "Schlafen gehen!". Der folgende Tag ist nämlich "Black Friday", prinzipiell ein Tag, an dem oft sämtliche Produkte der Geschäfte reduziert sind. Ich habe nicht besonders viel für mich gefunden, da die reduzierten Produkte meistens Dinge waren, die ich nicht benötigt habe, aber meine Gastfamilie hat mehrere hundert Dollar an diesem Tag ausgegeben!

Am folgenden Tag fand übrigens das Finale des AZ High School Football der Division III statt, das meine Schule, die Saguaro High School, mit deutlichem Abstand gewonnen hat und mit dem das Football Team eine herausragende Saison abgeschlossen hat. Ich kenne übrigens den Quarterback meiner Schule, der nächstes Jahr für die University of California Berkeley Golden Bears in der NCAA (also College Football) spielen wird.

Außerdem habe ich einige Kurse in meinem Stundenplan gewechselt, der jetzt wie folgt aussieht: erste Stunde: Intro to Broadcasting (school announcements), zweite Stunde: English II, dritte Stunde: Trigonometry/Pre-Calculus Honors, vierte Stunde: Physics I Honors, fünfte Stunde: Spanish III Honors, sechste Stunde: AP (Advanced Placement) American/Arizona History. Ich sitze als Zehntklässler meist nur mit Elft- und Zwölfklässlern in den Kursen abgesehen von English II, weil alle Zehntklässler diesen Kurs belegen müssen.

Da meine Gastfamilie jüdisch ist, habe ich noch eine Möglichkeit, eine weitere Kultur kennenzulernen. Vor kurzem war Hanukkah, das jüdische Weihnachtsfest, es gibt acht Nächte, dementsprechend wird die entsprechende Anzahl an Kerzen auf der Menorah angezündet. Zusätzlich werden immer zwei Hanukkahsegen ausgesprochen, Geschenke gibt es jede Nacht. Die besten Geschenke, die ich bekommen habe, waren ein wirklich großes Buch über die besten Footballspieler der Geschichte und ein Shirt der ASU (Arizona State University) Sun Devils, der lokalen College Football-Mannschaft.

Jetzt freue ich mich auf Weihnachten und wünsche auch dem gesamten High School Team frohe Weihnachten!