High School in Kanada

Jule - British Columbia, Kelowna

Mein Auslandssemester in Kanada (29. Januar – 29. Juni 2012)

Diese 5 Monate in Kanada waren die 5 besten Monate meines Lebens. Ich habe so viele neue Leute kennengelernt, in einer am Anfang ungewohnten Umgebung gewohnt und so viel erlebt.

Am 29. Januar 2012 ging mein Flieger nach Kanada – ich hatte keine Ahnung, was mich erwartet. Als ich in Kelowna, British Columbia, ankam, wartete meine Gastmutter mit einem Plakat auf mich: "Waiting for Jule Reinhard". Wir haben uns auf Anhieb verstanden. Draußen lag Schnee, soweit das Auge reichte. Als wir nach Hause kamen, war ich positiv überrascht, unser Haus war sehr groß und geräumig und liebevoll eingerichtet. Ich hatte eine 21-jährige Gastschwester, die gerade Krankenpflege studiert hat. Mein Gastvater hat in Alberta gearbeitet und kam alle zwei Wochen für fünf Tage nach Hause, aber trotz der wenigen Zeit, die wir uns gesehen haben, haben wir uns super verstanden. Meine Gastmutter war ebenfalls im Gesundheitswesen tätig. Meine Gastschwester und meine Gastmutter waren außerdem beide Trainerinnen in einem Tae-kwan-do-Club in Kelowna.

Heimweh hatte ich eigentlich kaum, da ich sehr viel beschäftigt war. Außerdem hatte ich mit meiner Familie und meinen Freunden viel Kontakt, so dass es mir gar nicht so vorkam, als wären sie alle so weit entfernt. Meine Familie und meine Freunde haben mir auch Pakete geschickt mit Dingen wie Vollkornbrot und Schokolade von zuhause, was mir das Heimweh erleichtert hat.

Am nächsten Tag begann die Schule, ich habe die Okanagan Mission Secondary School besucht, wir wurden herumgeführt und hatten unsere ersten Fächer. An meiner Schule hat man in einem Semester vier beziehungsweise fünf Fächer (eine Periode wird dann aufgeteilt) Ich habe Drama, Pre Calculus 11, Social Studies, Jewelry und Leadership 10 belegt.

Drama war mein absolutes Lieblingsfach, die Leute waren alle total locker und immer super gelaunt, in Drama habe ich Dinge gelernt, die ich in Deutschland niemals vermittelt bekommen hätte. Wir haben verschiedene Techniken zum Texte lernen und freien Vortragen gelernt. Ein Highlight in Drama war für mich das Erlernen einer Kampfszene, in der uns z. B. gezeigt wurde, wie man Leuten eine Backpfeife gibt, ohne sie dabei überhaupt zu berühren. Ein anderes Highlight war eine Szene, in der wir Fechten gelernt haben, da einer aus meinem Kurs professionell fechtet. Zum Abschluss des Semesters schrieben wir in Gruppen unser eigenes Skript, das auf einem uns zugeteilten Kinderbuch basiert. Diese Szenen haben wir dann in der benachbarten Grundschule vorgeführt. Es war ein unglaubliches Gefühl, die Begeisterung der Kinder zu sehen!

In Pre Calculus (entspricht unserem Mathematikunterricht) habe ich eine völlig neue Form des Lernens erlebt: Mein Mathelehrer hatte seinen eigenen YouTube-Channel, auf dem wir unseren Unterricht geschaut haben. Das Gute daran war, dass man den Unterricht problemlos nachholen konnte, sogar, wenn man krank war. Nach bestimmten Videos wurden dann Multiple-Choice-Tests im Internet geschrieben und am Ende jedes Kapitels eine abschließende Arbeit, ebenfalls im Internet.

Das Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler kann man gar nicht mit dem in Deutschland vergleichen. Die Lehrer gingen viel mehr auf jeden Einzelnen ein, waren bemühter. In Jewelry haben wir unseren eigenen Schmuck hergestellt, wie z. B. Ringe und Armbänder. Social Studies ist eine Mischung aus Englisch, Erdkunde und Geschichte. Wir haben viel in Gruppen gearbeitet und über die kanadische Geschichte gelernt. Leadership war ein sehr vielfältiges Fach, wir haben über inspirierende Personen geredet, viele Präsentationen gehalten und Teamwork war in diesem Kurs sehr wichtig.

Auch während der Schulzeit hat die Schule verschiedene Veranstaltungen organisiert, wie die Graduation Fashion Show oder die People’s Choice Awards. Der Counsellor an unserer Schule hat sich immer um uns gekümmert, sie ging auf unsere Wünsche ein.

Nach der Schule war ich häufig im Fitnessstudio oder habe etwas mit meinen Freunden unternommen. Außerdem war ich in dem Outdoor Education-Programm meiner Schule, hier gingen wir segeln, haben Lagerfeuer-Nachmittage gemacht und waren Flaschentauchen.

Mit dem Auto ca. eine halbe Stunde entfernt liegt Big White, das mit 118 verschiedenen Pisten zweitgrößte Skigebiet in Kanada. Im Winter war ich dort so gut wie jedes Wochenende. Als ich das erste Mal gefahren bin, war ich sehr begeistert von den kanadischen Pisten. Der Schnee ist wie Puderzucker, von dem Anforderungsniveau ist wirklich für jeden etwas dabei. Von meiner Schule aus gab es das "After School Programme", bei dem man mit dem Bus an der Schule abgeholt wurde und dann zusammen Skifahren ging. Big White war das schönste Skigebiet, in dem ich je war.

In Kelowna gab es ca. 150 Austauschschüler. Wir haben 2 Trips unternommen, der Erste ging von Jasper über Edmonton nach Banff, der Zweite nach Vancouver. Die Trips waren zwei Highlights in Kanada, weil ich hier Leute aus Brasilien, Mexico, den Niederlanden und China kennengelernt habe und bis heute stehe ich mit ihnen in Kontakt.

Als es dann langsam Sommer wurde, hatten wir teilweise bis zu 35 Grad Celsius und waren auch bei noch kalten Wassertemperaturen manchmal im Okanagan Lake schwimmen.

Ich vermisse mein Leben in Kanada sehr. Man kann Kanada in keinster Weise mit Deutschland vergleichen, auf mich wirkten die Kanadier sehr offen und freundlich und auch der Lebensstil ist ganz anders, sehr locker und einfach.

Ich kann dieses Erlebnis nur jedem weiterempfehlen. Jeder, der diese Chance bekommt, sollte sie nutzen!

Jule R.